Neuer Aufbruch für den praktischen Humanismus

Am 7. Dezember 2019 hat der Humanistische Verband Deutschlands (HVD) eine Phase interner Debatten um Aufgabe und Struktur des Bundesverbandes mit der einmütigen Verabschiedung einer neuen Beitragsordnung, des Haushalts 2020 und der Wahl eines neuen Bundesvorstandes abgeschlossen. "Unser Verband leistet mit seinen vielen Projekten eines praktischen Humanismus einen wertvollen Beitrag für unsere Gesellschaft. Dies müssen wir in der Öffentlichkeit und im politischen Bereich stärker publik machen", so der neue Vorstandssprecher Erwin Kress.

Am 7. Dezember traf sich zum ersten Mal der neu geschaffene Delegiertenrat des HVD Bundesverbandes in Hannover, wo die Delegierten aus zehn Mitgliedsorganisationen (neun Landesverbände und der Bundesverband der Jungen Humanist*innen) herzlich von den niedersächsischen Gastgebern empfangen wurden. Der neue jährlich tagende Delegiertenrat löst die größere und schwerfälligere Bundesdelegiertenkonferenz (alle drei Jahre) sowie den dazwischen tagenden Bundeshauptausschuss ab. Die wichtigsten Tagesordnungspunkte waren der Beschluss einer neuen Beitragsordnung sowie die Wahl des neuen Bundesvorstandes.

Nach konstruktiver Debatte wurde einmütig eine Beitragsstruktur beschlossen, die sich einerseits an den Jahreserträgen („Umsätzen“) und andererseits der Mitgliederzahl der Mitgliedsorganisationen orientiert. Dies hat natürlich zur Folge, dass ein Landesverband wie Berlin-Brandenburg mit über 1.300 Angestellten wesentlich mehr zu dem neuen Bundeshaushalt beiträgt, als ein Landesverband, der kaum zehn Jahre besteht und noch am Anfang seiner Arbeit steht. Den „vermögenderen“ Mitgliedsverbänden räumt die neue Satzung allerdings kaum mehr Mitbestimmungsrechte ein als den „finanzschwächeren“. Dies drückt sich auch in der Zusammensetzung des neuen Vorstandes aus, dessen fünf Mitglieder fünf verschiedenen Mitgliedsorganisationen entstammen. Mit großen Mehrheiten in den Vorstand gewählt wurden Andreas Henschel (Ressort Weltanschauung), Erwin Kress (Ressort Öffentlichkeitsarbeit), Katrin Raczynski (Ressort Finanzen), Richard Scherzer (Ressort Jugend) und Hedwig Toth-Schmitz (Ressort Netzwerkarbeit).

Als eine der ersten Aufgaben wurde dem neuen Vorstand aufgegeben, ein tragfähiges Konzept für das Magazin diesseits als Aushängeschild des Verbandes zu entwickeln. Von allen Seiten wurde großes Interesse am Erhalt der diesseits als einer Stimme des Praktischen Humanismus und seiner Hintergründe bekundet. Ein neuer Ausschuss Öffentlichkeitsarbeit soll den Vorstand bei seiner Arbeit unterstützen.

Generell sollen in der neuen Verbandsarbeit Fachausschüsse eine große Rolle spielen, in denen Erfahrungen der praktischen Arbeit miteinander ausgetauscht und theoretische Ansätze vertieft werden können.

Direkt eingerichtet wurde ein Fachausschuss für „Humanistische Feierkultur“. Mit diesem Fachausschuss soll die in vielen Landesverbänden vorhandene Praxis der Lebensfeien reflektiert werden. Dabei geht es sowohl um den Erfahrungsaustausch zu organisatorischen und strukturellen Fragen als auch um den fachlichen Austausch über Rituale, deren humanistische Ausrichtung und die Gestaltung von Humanistischen Feiern.

Ein weiterer Fachausschuss wird sich mit der Vermittlung von Werten in der Schule beschäftigen. Während der Verband in Berlin über 66.000 Schüler*innen in „Humanistische Lebenskunde“ unterrichtet, setzen sich andere Landesverbände dafür ein, dass konfessionsfreien Schüler*innen überhaupt zunächst einmal ein religionsfreier Werteunterricht angeboten wird.

Die neuen Vorstände betonten, wie wichtig es sei, die vorhandenen intellektuellen und praktischen Ressourcen des Verbandes miteinander in einen kreativen Diskurs zu bringen, um als Humanistischer Verband Deutschlands wieder verstärkt als positive und einladende Gemeinschaft sowie als gestaltende, gesellschaftliche Kraft sichtbar zu werden.

Vorstandssprecher Kress erklärte: „Wir haben ein erfahrenes Vorstandsteam und ich bin der festen Überzeugung, dass wir die vielen guten Projekte und Ideen nun beherzt anpacken und voranbringen werden. Es ist unsere Verpflichtung, humanistische Überzeugungen mit gesellschaftlicher wie politischer Durchsetzungskraft zu versehen. Dafür werden wir uns mit vollem Engagement einsetzen.“

Der Tag in Hannover war ein Tag in konstruktiver Atmosphäre, der Mut gemacht hat für neue Aufgaben.

Fotocollage: Lydia Skrabania (Foto A. Henschel: Arik Platzek; Foto K. Raczynski: Die Hoffotografen GmbH; Foto E. Kress: Evelin Frerk; Foto R. Scherzer: Konstantin Börner; Foto H. Toth-Schmitz: Markus Schöllhorn)

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