Missbilligung an den Ideen des Papstes wird von breitem Konsens getragen

Humanistischer Verband ruft dazu auf, sich an friedlichen Protesten während des Besuches von Papst Benedikt XVl. in Deutschland zu beteiligen.

Benedikt XVI. wird am kommenden Donnerstag seine Reise durch Deutschland beginnen. In Berlin, Erfurt und Freiburg haben sich deshalb Protestbündnisse gebildet, die sich unter anderem gegen eine unvertretbare Politik der von Benedikt XVI. geleiteten Kirche richten. Wegen des Auftritts von Benedikt XVI. vor dem Plenum des Deutschen Bundestags gibt es ebenfalls fraktionsübergreifende Kritik.

Das Präsidium des Humanistischen Verband Deutschlands (HVD) begrüßte die kritischen Stimmen und plädierte gegenüber den Menschen mit einer humanistischen und säkularen Haltung dafür, sich an den friedlichen Protesten während der nächsten Woche zu beteiligen. Damit kann der heute bereits von einem breiten gesellschaftlichen Konsens getragenen Missbilligung an vielen mitunter dramatischen Missständen und Defiziten in den Positionen von Benedikt XVI. sowie weiteren Vertretern der Kirchenleitung das notwendige Gehör und die erforderliche Aufmerksamkeit verschafft werden.

„Ich begrüße ebenfalls die erfreuliche Äußerung der Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt, welche ihr großes Verständnis für die Proteste auch beim Blick auf die Abgeordneten im Parlament geäußert hat“, sagte Frieder Otto Wolf. „Denn es kann aus unserer Perspektive sogar als Gebot der Humanität betrachtet werden, anlässlich des vielbeachteten Besuchs von Benedikt XVI. hier deutlich wahrnehmbar Stellung zu beziehen.“

In diesem Sinne hatte sich das Verbandspräsidium auch in einem Offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel anlässlich ihres Treffens mit Benedikt XVI. geäußert und sie zu deutlicher Kritik gegenüber dem Papst aufgefordert.

Bei den kommenden Demonstrationen sollten der Respekt vor der menschlichen Würde, ein absoluter Vorrang der friedlichen Meinungsäußerung und eine differenzierende Perspektive unverzichtbar bleiben, erinnerte Wolf außerdem. Wenn die Menschen mit ihren kritischen Positionen respektiert werden wollen, müssen auch die legitimen Interessen der von der Kritik betroffenen Personen beachtet werden.

Frieder Otto Wolf wies ebenfalls daraufhin, dass die Proteste anlässlich des Besuchs von Benedikt XVI. das langfristigere Engagement in der Zivilgesellschaft nicht ersetzen können. Vertreter der katholischen Kirche selbst hatten schließlich schon bei inner- und zwischenkirchlich von Gläubigen erhofften Reformen die meisten im Vorfeld des Papstbesuchs geäußerten Erwartungen oder Hoffnungen deutlich gedämpft bzw. ihnen eine Absage erteilt. „Wir wollen deshalb auch in Zukunft als Kooperations- und Ansprechpartner dabei mithelfen, dass viele der erforderlichen Entwicklungen im Sinne der Humanität umgesetzt werden können“, sagte Wolf.

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