Reaktionen auf Koranverteilung unterstreichen Notwendigkeit von allgemeinverbindlichem Ethikunterricht

Frieder Otto Wolf warnt vor Hysterie gegenüber dem missionarischen Salafismus.

„Die Verteilung von Koran-Exemplaren verbieten zu wollen, zeugt von erschreckendem Unverstand für die Werte einer offenen Gesellschaft. Die neue Debatte um den missionarischen Salafismus in Deutschland unterstreicht zugleich die Notwendigkeit für die Einführung des allgemein verbindlichen Ethikunterrichts in Deutschland nach dem Vorbild Berlins“, sagte Frieder Otto Wolf, Präsident des Humanistischen Verbandes Deutschlands, am Montag.

Hintergrund ist eine Werbekampagne von Salafisten, in deren Rahmen bis zu 25 Millionen Ausgaben des Korans in Deutschland verteilt werden sollen. Günter Krings, Vize der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, bezeichnet es als „aggressive Aktion“ und forderte ihren Stopp, „wo immer möglich“. Der Hamburger Bischof Hans-Jochen Jaschke kritisierte die Verteilung als „Störung des Religionsfriedens“, die Aggressivität wecken und Misstrauen schüren würde. Der Koordinierungsrat der Muslime warnte vor einer Instrumentalisierung der Koran-Werbung für die Zwecke einzelner Gruppen.

„Die Vertreter der Kirchen aus dem Klerus und in der Politik versuchen auszublenden, dass die Verteilung von Bibeln durch radikale und fundamentalistische Bewegungen des Christentums in Deutschland ein alltägliches Phänomen ist, sogar an Schulen“, erinnerte Wolf deshalb.

„Die muslimischen Verbände sollten sich wiederrum in der Pflicht sehen, mit ihren Glaubensschwestern und –brüdern in einen Kontakt zu treten, um die Motive der Aktion kritisch zu hinterfragen und den Willen zum Engagement unter den Gläubigen im Sinne der offenen Gesellschaft zu moderieren.“

Frieder Otto Wolf warnte davor, anlässlich der Werbeaktionen des missionarischen Salafismus hysterische Reaktionen zu verbreiten. „Der Samen, den dogmatische und fundamentalistische Bewegungen aller Art mit der Werbung für ihre Ideen sähen wollen, kann nur in einem unaufgeklärten Milieu aufgehen. Dem Entstehen und Wachstum von diesen Milieus muss daher vorgebeugt werden, auf allen Ebenen des Lebens – nicht nur im pädagogischen Bereich“, stellte Wolf fest.

Wolf: „Die offene Gesellschaft fußt weder auf dem Verbot der Verteilung religiöser Schriften noch auf dogmatischer Religion. Sie gründet entscheidend auf Bildung, der Fähigkeit zum kritischen Hinterfragen und zur Toleranz. Um den Inszenierungen und dem Marketing von Fundamentalisten wie auch der Hysterie den Boden zu entziehen, müssen diese Kompetenzen so früh wie möglich geschult werden. Ein allgemein verbindlicher Ethikunterricht für alle Heranwachsenden in Deutschland ist ein Ansatzpunkt, dessen Verwirklichung in dieser Hinsicht nachhaltige Wirkungen entfalten kann, ob nun mit Blick auf die Missionierungsbemühungen von Salafisten oder die von Neonazis.“

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