Christen sollten für Gerechtigkeit und Toleranz einstehen

Studie zu Diskriminierungen im kirchlichen Arbeitsrecht: Frieder Otto Wolf ruft die Mitglieder der Kirchen dazu auf, den Abbau von Benachteiligungen zu unterstützen.

„Die nach wie vor höchst aktuelle Diskriminierung von hunderttausenden Menschen ohne christliches Bekenntnis, die im Bildungs-, Sozial- und Gesundheitswesen einen Beruf ausüben wollen, durch die besondere Privilegierung von kirchlichen Trägern entspricht kaum einer offenen und modernen Glaubenshaltung, für die heute viele christliche Gläubige in unserem Land stehen“, sagte Frieder Otto Wolf, Präsident des Humanistischen Verbandes Deutschlands, am Sonntag in Berlin zu einer neuen Untersuchung zu Diskriminierungen durch kirchliches Arbeitsrecht, die am Freitag veröffentlicht wurde.

Die Studie „Loyal dienen“ zeigt die Auswirkungen besonderer Loyalitätspflichten für Bewerber und Beschäftigte bei Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft anhand von zahlreichen Fallberichten und Gerichtsurteilen aus den vergangenen Jahren.

Mit Blick auf die neuen Untersuchungsergebnisse sagte Wolf: „In den dort dargestellten Tatsachen kann ein maßgeblicher Grund für viele Momente der starken Ablehnung gegenüber dem christlichen Glauben und den Kirchen gefunden werden, die heute das Denken von Menschen und auch die öffentlichen Debatten bestimmen. Daran könnten und sollten christliche Gläubige anknüpfen, um Gerechtigkeit und Fairness auch dort einzufordern, wo sich die Kirchen als Träger von Dienstleistungseinrichtungen in der Gesellschaft engagieren.“

Frieder Otto Wolf sagte weiter, dass die Wichtigkeit einer weltanschaulichen Treue und eines besonderen Tendenzschutzes an Orten von zentralen kirchlichen Berufstätigkeiten als berechtigtes Interesse gesehen werden müsse. „Menschenrechtswidrige Diskriminierungen sollten dadurch aber gerade im Berufsleben nicht gerechtfertigt oder relativiert werden.“

Doch bis heute seien solche Diskriminierungen alltäglich, wie die Studie neu belegte, wenn von kirchlichen Trägern trotz weitestgehender Finanzierung durch staatliche Mittel auch den ohne Verkündigungsauftrag tätigen Menschen eng gefasste Moral- und Glaubensvorstellungen, welche selbst eine wachsende Zahl von Christen als vormodern ablehnen, aufgezwungen werden, oder wo andersgläubige und konfessionsfreie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer pauschal aus jeder Beschäftigung bei kirchlichen und konfessionellen Trägern ausgegrenzt werden.

„Das kann nicht im Sinne von aufgeklärten Christinnen und Christen sein, die für eine tolerante und offene Gesellschaft stehen“, so Frieder Otto Wolf. Alle humanistisch denkenden Menschen rief er schließlich auf, jede Art von Benachteiligung stets öffentlich zu machen und zugleich im Dialog mit den Betroffenen, politischen Interessenvertretern und liberalen Mitgliedern der Kirchen auf Reformen hinzuwirken.

Weiterführende Informationen:
Mitteilung zur Vorstellung der Studie “Loyal dienen”

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