„Ein Schritt in diese Richtung“

Humanistentag in Hamburg: Frieder Otto Wolf plädierte dafür, einen Raum für die gemeinschaftliche Verständigung über die großen sozialen Fragen zu schaffen.

Praktischer Humanismus stellt nicht nur eine Alternative zu den Angeboten der Kirchen dar. In seinen Angeboten liegt eine positive Chance dafür, das eigene Selbst zu erarbeiten, ohne sich dabei einer höheren Gewalt zu unterwerfen, wie dies einst der dänische Theologe Søren Kierkegaard als existenzielle Alternative herausgearbeitet hatte.

Das hat der Präsident des Humanistischen Verbandes Deutschlands Frieder Otto Wolf am vergangenen Donnerstag in seinem Grußwort auf dem Humanistentag in Hamburg betont.

Wolf erinnerte auch, dass sich nach über 150 Jahren organisierter weltanschaulicher Selbstverständigung wissen ließe: „Es reicht einfach nicht aus, sich Positionen einen praktischen Humanismus nur auszudenken – so sehr sich mensch dabei auch auf den ‚Stand der Wissenschaft‘ stützen mag.“

Tragfähige und überzeugende Positionen als Grundlage „von gemeinsamen wie auch individuellen Orientierungen im eigenen Leben und dem gesellschaftlichen Zusammenleben bedürfen immer wieder der Inspiration und der Bemühung durch die Praxis“, so Wolf weiter.

In dem durch den praktischen Humanismus entwickelten und greifbar gemachten „Zusammenhang von Denken und Tun“ lasse sich eine „Identität als Gemeinschaft auf Grundlage einer offenen, wirklich nicht-dogmatischen Weltanschauung entwickeln und stärken.“

Und humanistische Praxis sei auch nicht bloß die soziale und kulturelle Arbeit in freier Trägerschaft, sondern ebenfalls die prinzipielle Verteidigung humaner Minima, „also das Eintreten für die Menschenrechte und die Bekämpfung aller Formen von Diskriminierung und Entrechtung“.

Dazu lade der Verband ein: „Einen Raum zu schaffen, in dem öffentlich und auch ganz individuell positive Überzeugungen erarbeitet werden können, die sowohl immer noch religiös engagierten Menschen eine Alternative bieten und dabei auch unter den Konfessionsfreien humanistische Haltungen und Positionen weiter ausbreiten.“

Frieder Otto Wolf betonte, dass er sich einen großen Humanistentag wünsche. Dabei denke er an ein Ereignis, das „von unserer schon weitgehend in ihren grundlegenden Orientierungen ohne Rückgriff auf die Angebote der Religion lebenden Gesellschaft als ein geeigneter Raum angenommen wird“, sich zu begegnen, gemeinsam über die Sorgen des Alltags und den Sinn des Lebens aus einer in den Grundfragen gemeinsamen Weltanschauung heraus nachzudenken und dieses Ereignis in Gemeinschaft und auf eine inklusive Weise zu feiern.

„Der Humanistentag in Hamburg ist ein Schritt in diese Richtung“, so Wolf weiter. Doch noch sei es ein langer Weg bis zu dem skizzierten Ziel. Auf diesem Weg sollten Humanistinnen und Humanisten auch von der „kulturprotestantischen Seite“ des Evangelischen Kirchentags lernen, betonte er hier.

Der Kirchentag fand parallel zu der fünftägigen Veranstaltungsreihe in Hamburg statt und versuchte, so Frieder Otto Wolf, nicht in erster Linie für „seine religiösen Positionen zu missionieren oder gar die doktrinären Streitigkeiten über viele christlich-theologische Dogmen öffentlich auszutragen, sondern tatsächlich unserer Gesellschaft Räume zu bieten“, in dem die Menschen sich „über die großen sozialen Fragen unserer Zeit grundsätzlich, losgelöst vom tagtäglichen Interessenstreit, auseinandersetzen und verständigen“.

Diese Leistung sei ernst zu nehmen und gemeinsam sollten Humanistinnen und Humanisten „daran arbeiten, dieses Niveau zu erreichen“.

Frieder Otto Wolf dankte in seinem Grußwort schließlich herzlich dem Vorsitzenden der Stiftung »Geistesfreiheit« Konny G. Neumann, auf dessen Initiative das Ereignis entstanden war, sowie den vielen ehrenamtlichen Aktivisten für die geleistete Arbeit: „Ihr Engagement hat diesen erfolgreichen ersten Schritt ermöglicht.“

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