Auftakt zum Dialog auf Augenhöhe

Erstes Treffen zwischen Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und Humanistischem Verband Deutschlands.

Probleme und Lösungen in der schulischen Wertebildung sowie der große Bedarf an Strukturen für eine universitäre Qualifizierung von Lehrkräften im Rahmen der Entwicklung bekenntnisorientierter Unterrichtsangebote standen gestern im Mittelpunkt eines Gespräches zwischen Vertretern der Kultusministerkonferenz, des Humanistischen Verbandes und der Alevitischen Gemeinde. Das Gespräch am Sitz der Kultusministerkonferenz in Berlin war das erste, das es zwischen Repräsentanten einer Weltanschauungsgemeinschaft in Deutschland und einer Präsidentin der Kultusministerkonferenz gegeben hat.

Dabei wiesen die Vertreter des Humanistischen Verbandes auf die wichtige Rolle des in Berlin, Brandenburg und Bayern zugelassenen Schulfaches Humanistische Lebenskunde hin, das als wertebildendes und weltanschaulich orientierendes Unterrichtsangebot für nichtreligiös erzogene Heranwachsende auf großen Zuspruch treffe. Umfragen in Bevölkerung hätten den bundesweit vorhandenen Bedarf an der Einführung des Schulfaches wiederholt untermauert. Den Ergebnissen der Umfragen nach teile eine Mehrheit der Konfessionsfreien die Orientierungen und Einstellungen, die das weltanschauliche Profil des Schulfaches kennzeichnen. Geworben wurde deshalb gegenüber den Vertretern der Kultusministerkonferenz dafür, dies als Legitimation für den Stellenwert von Humanistischem Lebenskundeunterricht in einer säkularer und pluralistischer werdenden Gesellschaft anzuerkennen und mit eigenen Empfehlungen zu würdigen.

Seitens des Humanistischen Verbandes Deutschlands wurde außerdem betont, dass es in der Anwendungs- und Auslegungspraxis der einschlägigen Regelungen des Religionsverfassungsrechtes wie Artikel 7 Absatz 3 Grundgesetz erheblichen Erneuerungsbedarf gebe. Das bestehende Religionsverfassungsrecht sei in einer Zeit entstanden und gewachsen, in der weder eine so große Zahl konfessionell nicht gebundener Menschen noch ein bekenntnisorientiertes Unterrichtsfach wie Humanistische Lebenskunde vorhanden waren. Dem gesellschaftlichen Wandel müsse in diesem Sinne stärker Rechnung getragen werden. Die Beseitigung der vorhandenen Missstände sei auch ohne Gesetzesreformen möglich und sollte daher als wichtige politische Aufgabe angenommen werden, so der Humanistische Verband. Hier könne die Kultusministerkonferenz dabei helfen, einen Konsultationsprozess der Kultus- und Bildungsministerien in den Bundesländern mit den jeweiligen Vertretern der Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften einzuleiten.

Geworben wurde außerdem dafür, den begonnenen Dialog- und Konsultationsprozess der Kultusministerkonferenz auch mit den kleineren Weltanschauungs- und Religionsgemeinschaften zu verstetigen. Für den „Auftakt zum Dialog auf Augenhöhe“ sprachen die Vertreter von Humanistischem Verband und Alevitischer Gemeinde der Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Sylvia Löhrmann, daher ihren großen Dank aus.

An dem Gespräch nahmen von alevitischer Seite Melek Yildiz (stellv. Generalsekretärin der AABF) und Aziz Aslandemir (stellv. Vorsitzender des AABF-Bundesverbandes) teil. Von Seiten des Humanistischen Verbandes Deutschland nahmen Frieder Otto Wolf (Präsident des Bundesverbandes) und Werner Schultz (Leiter des Bereichs Bildung im Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg) sowie Anja Stahl (Referentin für den Bereich Bildung im Humanistischen Verband Nordrhein-Westfalen teil). Von Seiten der KMK nahmen Sylvia Löhrmann (Präsidentin der Kultusministerkonferenz) und Udo Michallik (Generalsekretär) sowie Dr. Tobias Funk (Leiter der Abteilung Schulen) teil.

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