Bundesverband verabschiedet neues Selbstverständnis

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Die IX. Bundesdelegiertenversammlung des Humanistischen Verbandes Deutschlands (HVD) hat am Wochenende ein neues Präsidium gewählt. Florian Zimmermann ist damit sechster Präsident des HVD-Bundesverbandes. Im Bundesverbandspräsidium war er bisher für Internationales, Flüchtlingspolitik und kleine Landesverbände zuständig.

Mehr als 60 Delegierte aus zwölf Bundesländern versammelten sich am vergangenen Samstag in Berlin, um über die Ergebnisse der Arbeit des Dachverbandes in den letzten Jahren und Schwerpunkte für die kommenden Monate zu beraten.

Frieder Otto Wolf begrüßte in seinem Resümee, dass die in den früheren Jahren entwickelte Wahrnehmung des HVD-Bundesverbandes in der allgemeinen Öffentlichkeit, gegenüber politischen Institutionen, seitens der Medien und auch bei anderen relevanten Stellen weiter ausgebaut und erhalten werden konnte.

Bild: Frieder Otto Wolf, Präsident des HVD-Bundesverbandes 2011-2017, zuvor seit 2010 amtierend – Foto: © A. Platzek

Bild: Frieder Otto Wolf, Präsident des HVD-Bundesverbandes 2011-2017, zuvor seit 2010 amtierend – Foto: © A. Platzek

Dieses positive Ergebnis ist sowohl auf die Tätigkeiten vor Ort in Verantwortung der Landesverbände einschließlich der Jugendorganisationen zurückzuführen, die an einer kontinuierlichen Ausweitung in zahlreichen Praxisfeldern humanistischer Bildungs-, Kultur-, Jugend- und Sozialarbeit vielfach erfolgreich engagiert sind. Der Bundesverband war selbst in verschiedenen eigenen Projekten erfolgreich tätig, wie sich anhand der Aktivitäten während der letzten Jahre und die Resonanz in der Berichterstattung sowie der gewachsenen Einbeziehung bei relevanten Anlässen anderer Institutionen zeigt.

Dank an Mitglieder, Ehrenamtliche und Mitarbeitende

Frieder Otto Wolf dankte daher sowohl den Delegierten der Landesverbände und den Vertretern der Jungen Humanistinnen und Humanisten wie auch den Ehrenamtlichen im Präsidium des HVD-Bundesverbandes für ihre gemeinsamen und wegweisenden Leistungen zur Entwicklung des praktischen Humanismus in Deutschland. Der für den Dachverband seit 2008 als Schatzmeisterin tätigen Psychologin Ines Scheibe sprachen Frieder Otto Wolf und die Delegierten in deren Abwesenheit den Dank aus, da Scheibe zur gleichen Zeit als offizielle Veranstaltungsleiterin des diesjährigen Aktionstags für das vom Humanistischen Verband initiierte Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung tätig war.

Ausdrücklich begrüßte die Bundesdelegiertenversammlung danach in einem Beschluss das vor einigen Monaten offiziell gefasste Vorhaben der Humanistischen Gemeinschaft Hessen KdöR, den Beitritt zum HVD-Bundesverband einzuleiten. Holger Behr, Vorsitzender der Wiesbadener Gemeinschaft und Sprecher der Landesgemeinschaft, stellte dafür auf der Versammlung nochmals kurz die Humanistische Gemeinschaft Hessen und die bisherigen Schritte vor, die zur Erneuerung und Umbenennung der früheren Freireligiösen Landesgemeinde geführt hatten. Florian Zimmermann unterstrich als Landesvorsitzender des 2011 gegründeten HVD Hessen die bisherige erfolgreiche Zusammenarbeit unter anderem im Rahmen der jährlichen Jugendfeiern.

Bild: Holger Behr, Sprecher der Humanistischen Gemeinschaft Hessen KdöR – Foto: © A. Platzek

Bild: Holger Behr, Sprecher der Humanistischen Gemeinschaft Hessen KdöR – Foto: © A. Platzek

Neues Präsidium mit 13 Mitgliedern

Bei den im Anschluss erfolgten regelmäßigen Wahlen der Bundesdelegiertenversammlung wurde Florian Zimmermann zum neuen Präsidenten des HVD-Bundesverbandes gewählt. Der promovierte Mathematiker ist beruflich als Projektleiter und Entwicklungsingenieur tätig und war neben seinem Amt als Landesvorsitzender des HVD Hessen seit 2014 auch als Beisitzer im Präsidium des HVD-Dachverbandes aktiv, u.a. als Ansprechpartner für Internationales, Flüchtlingspolitik und kleine Landesverbände sowie als offizielle Verbindungsperson und Delegierter für die International Humanist and Ethical Union. Nach über sieben Jahren im Amt des Präsidenten des HVD-Bundesverbandes hatte sich Frieder Otto Wolf nicht erneut zur Wahl gestellt, er wird sich in Zukunft aber weiterhin u.a. auf seine Tätigkeiten als Präsident der Humanistischen Akademie Deutschland konzentrieren.

Bild: Florian Zimmermann (6. v.l.) und das am Samstag gewählte Präsidium (ohne Ines Scheibe und Gita Neumann) – Foto: © A. Platzek

Bild: Florian Zimmermann (6. v.l.) und das am Samstag gewählte Präsidium (ohne Ines Scheibe und Gita Neumann) – Foto: © A. Platzek

Des Weiteren wählten die Delegierten in das Präsidium: Ulrike von Chossy (HVD Bayern), Jan Gabriel (HVD Berlin-Brandenburg) und Guido Wiesner (HVD Niedersachsen) als stellvertretende Präsidentin bzw. Präsidenten. Ines Scheibe wurde von der Bundesdelegiertenversammlung erneut als Schatzmeisterin berufen. Als Vertreter der Jungen Humanistinnen und Humanisten gewählt wurde Max Schmidt. Als Beisitzer unterstützen das Präsidium zukünftig Erwin Kress (HVD Nordrhein-Westfalen), Norbert Röhrl (Die Humanisten Baden-Württemberg), Sebastian Rothlauf (HVD Bayern), Rainer Ruder (HVD Bayern) sowie Gita Neumann (HVD Berlin-Brandenburg), Ralf Schöppner (HVD Berlin-Brandenburg) und Werner Schultz (HVD Berlin-Brandenburg). Damit besteht das Präsidium nun aus insgesamt 13 Personen. Dem seit 2010 als Präsident tätigen Frieder Otto Wolf sowie dem ebenfalls aus dem Präsidium ausgeschiedenen bisherigen Vizepräsidenten Helmut Fink sprach Florian Zimmermann im Namen der Delegiertenversammlung und des neuen Präsidiums Anerkennung und großen Dank aus.

Neues Humanistisches Selbstverständnis

Im Anschluss an die Wahlen wurde nach kurzer Diskussion die Neufassung des Humanistischen Selbstverständnisses beschlossen. Dieses ist in einem mehrjährigen Diskussionsprozess bis Mitte 2015 entwickelt worden und wurde bereits im vergangenen Jahr vom Präsidium des HVD-Bundesverbandes zustimmend angenommen. Nach der nun erfolgten Verabschiedung der Neufassung durch die Bundesdelegiertenversammlung ersetzt diese die zuvor geltende Fassung aus dem Jahr 2001. Eine noch zu gründende Kommission soll sich zukünftig dauerhaft mit der Weiterentwicklung beschäftigen.

Am Samstag stellte sich außerdem Elke Rasche als neue Leiterin der Zentralstelle Patientenverfügung des Humanistischen Verbandes Berlin-Brandenburg der Bundesversammlung vor. In dieser Tätigkeit folgt sie seit kurzem der Gründerin der Zentralstelle und bisherigen Leiterin Gita Neumann, an die im Rahmen der Versammlung für die wegweisende Begleitung bei den politischen Debatten zur Patientenautonomie und Selbstbestimmung am Lebensende ebenfalls ein ausdrücklicher Dank erging. Rasche teilte außerdem mit, dass im Rahmen einer laufenden Werbemaßnahme der Zentralstelle Patientenverfügung an alle interessierten Landesverbände und -gemeinschaften bis 30. November 2017 die bisher gültigen Print-Materialien wie Broschüren, Mappen, Vollmachten und Betreuungsverfügungen kostenfrei vergeben werden.

Bild: Elke Rasche, neue Leiterin der Zentralstelle Patientenverfügung des Humanistischen Verbandes Berlin-Brandenburg – Foto: © A. Platzek

25-jähriges Jubiläum des Bundesverbands

Die Beratungen und Aussprachen auf der diesjährigen Bundesdelegiertenversammlung standen in einem besonderen Licht, denn die Gründung des HVD-Bundesverbandes jährt sich im kommenden Jahr zum fünfundzwanzigsten Mal. Am 14. Januar 1993 waren Vertreterinnen und Vertreter von sieben freireligiösen und freidenkerischen Organisationen mit humanistischer Tradition zusammengekommen, um den Humanistischen Verband Deutschlands als Bundesverband zu gründen.

Heute besteht dieser aus zwölf Landesverbänden in 13 Bundesländern, dazu kommen weitere assoziierte Vereinigungen in Sachsen-Anhalt. Die Zahl der Projekte und Einrichtungen beläuft sich heute auf bundesweit über 100, die Zahl der Ehrenamtlichen und der Beschäftigen in den Verbänden beträgt mittlerweile jeweils mehr als 1.500. Das 25. Gründungsjubiläum des HVD-Bundesverbands soll zum nächsten Jahresbeginn in einer Feier gewürdigt werden. Katrin Raczynski, Vorständin des Humanistischen Verbandes Berlin-Brandenburg, lud daher auf der Bundesdelegiertenversammlung die Vertreterinnen und Vertreter der Landesverbände zum geplanten Festakt am 14. Januar 2018 nach Berlin ein.

Im kommenden Jahr wird es somit gleich zwei besondere Gelegenheiten geben, aus humanistischer Sicht herausragende Meilensteine in einem festlichen Rahmen zu begehen. Denn mit dem nächsten HumanistenTag in Nürnberg vom 22. bis 24. Juni soll 2018 ebenfalls das 70-jährige Jubiläum der Verkündung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte in einem vielfältigen, Denkanstöße bietenden und würdigen Rahmen begangen werden.

Humanismus wird durch uns vorgelebt

Der neue Präsident des HVD-Bundesverbandes Florian Zimmermann unterstrich zum Abschluss der Delegiertenversammlung am Wochenende die große Bedeutung werteorientierter und wertebildender Arbeit mit humanistischem Profil vor Ort in den Ländern, aber auch die Wichtigkeit der kontinuierlichen und selbständigen Arbeit des Bundesverbandes. Unter anderem durch die Neufassung des nun verabschiedeten Humanistischen Selbstverständnisses gibt es dafür eine zeitgemäße inhaltlich verbindende Grundlage. Auch in der Arbeit gegen die Benachteiligung konfessionsfreier und nichtreligiöser Menschen liegen schon einige wertvolle Bausteine für den Weg zur Gleichstellung und zur Verwirklichung von Neutralität und Gleichbehandlung im Verhältnis zwischen Staat und den religiösen und säkularen Weltanschauungsgemeinschaften in Deutschland vor.

„Bei all der wichtigen Arbeit sollten wir aber nicht vergessen, dass ein Humanismus, der begeistern und mitreißen soll, durch Menschen vorgelebt wird, und da dürfen Selbstsorgsamkeit, Selbstkultivierung und auch Spaß nicht zu kurz kommen“, sagte Florian Zimmermann nach der Bundesversammlung in Berlin.

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