Solidarität zeigen!

Der Erfolg der AfD bei den Bundestagswahlen 2017 erschreckt viele. Doch für einige Menschen sind dies nicht mehr nur die Anfänge. Sie erleben bereits, wie die gesellschaftliche Ausgrenzung zunimmt.

Ein Kommentar von Florian Zimmermann, Präsident des HVD-Bundesverbandes

Nach über 56 Jahren wurde wieder eine rechtsextreme Partei in den deutschen Bundestag gewählt. Dabei mussten sie sich im Wahlkampf nicht mal verbiegen, sondern haben offen mit rechtsextremen, völkischen und rassistischen Aussagen fast sechs Millionen Wählende für sich überzeugen können. Das muss mensch erst einmal sacken lassen.

Doch was bedeutet das für die pluralistische, menschenfreundliche Gesellschaft, die wir als Humanist*innen anstreben? 87 Prozent haben andere Parteien gewählt. Was soll eine isolierte Oppositionspartei schon ausrichten? Deutschland kommt damit in der europäischen Normalität an. Je nach Ausgang der Koalitionsverhandlungen werden sie nicht einmal Oppositionsführer – Solche Aussagen, solch ein Ausblenden liegt für nicht wenige nahe. Aber es greift zu kurz. 94 Parlamentarier*innen werden durch unseren Staat besoldet und ausgestattet, um hauptberuflich ihre menschenfeindliche Gesinnung in die Gesellschaft zu vermitteln und als Transmissionsriemen in der Politik zu wirken. Verkündungsnahe Tätigkeit, um einen weltanschauungsrechtlichen Begriff zu benutzen. Oder eben politische Interessenvertretung.

In seinem ersten Kommentar hatte der AfD-Spitzenkandidat Gauland verkündet: „Wir werden sie jagen. Wir werden Frau Merkel oder wen auch immer jagen.“ Das klingt zwar vordergründig nach einer Kampfansage an die zukünftige Regierung, ist aber ein klassischer „Dog-Whistle“, eine doppeldeutige Nachricht. In den letzten Jahren, seitdem sich der Rechtspopulismus festgesetzt hat, ist die Anzahl fremdenfeindlicher Übergriffe extrem angestiegen. Seit der Wende zählte die Amadeu-Antonio-Stiftung 179 Todesopfer rechter Gewalt. Auch die Anzahl homophober Straftaten und Angriffe auf LGBTIQ*-Personen ist deutlich gestiegen. Wie wird sich nun beispielsweise eine Transperson fühlen, deren Identität die AfD für Genderwahn hält? Eine Frau, die mit ihren Kindern dem Krieg in Syrien entkommen ist, und hier hört, dass der Waffeneinsatz an den Außengrenzen gefordert wird? Oder ein Deutscher, der nicht besonders „deutsch aussieht“, weil Eltern oder Großeltern vor Jahrzehnten eingewandert sind?

Von uns sind vielleicht nur wenige selbst betroffen, aber besonders wir Humanist*innen sollten unsere Solidarität zeigen. Nicht nur, weil Menschenfeindlichkeit auch unter dem Deckmantel angeblicher Islamkritik geschieht, sondern weil es um unsere Werte geht. Wir stellen uns gegen Diskriminierung, wir stehen auf gegen Sexismus und wir sind laut gegen Rassismus. Die Wahlergebnisse nach Regionen zeigen, dass die AfD besonders da stark ist, wo schon länger rechte Milieus gedeihen. Menschenfeindlichkeit entsteht nicht über Nacht. Sie beginnt mit hohlen Stammtischparolen, gegen die niemand Kontra gibt. Sie entwickelt sich in Pöbeleien und direkten Anfeindungen, die ungestraft bleiben. Und endet zu häufig in Gewalt gegen Menschen. Es liegt an uns allen, unsere Werte – offene Vielfalt, Selbstbestimmung in Verantwortung für Andere, Solidarität und Toleranz – zu verteidigen und dabei unseren Mitmenschen zu zeigen: Ihr seid nicht allein!

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