Die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr haben das Recht auf eine seelsorgerische Unterstützung und nehmen diese auch in Anspruch. Doch was ist mit denen, die sich keiner Religionsgemeinschaft zugehörig fühlen? Für sie steht bisher nur die religiöse Militärseelsorge zur Verfügung. Das wollen wir ändern!
Humanistische Militärseelsorge würde das bestehende Angebot ergänzen und religionsfreien Soldatinnen und Soldaten Ansprechpartner zur Verfügung stellen, denen sie sich in existentiellen Fragen verbunden fühlen, deren Beistand sie als hilfreich und im Einklang mit den eigenen Hintergrundüberzeugungen erleben. Wenn das Leben Kummer, Verluste, Leid und Krisen mit sich bringt, können Soldatinnen und Soldaten und ihre Familien Trost, Hoffnung und neue Perspektiven durch Seelsorge erfahren. Seelsorgerinnen und Seelsorger sind unabhängig von militärischen Hierarchien und gebunden an ihre Schweigepflicht.
Die Gewissheit, eine Weltanschauung (oder Religion) zu teilen, gibt solchen Gesprächen einen sicheren, unverhandelbaren Rahmen. Humanistinnen und Humanisten orientieren sich am Menschen, frei vom Rückgriff auf einen Gott. Sie stehen für Aufklärung, Selbstbestimmung und Vernunft. Dieses Bild vom Menschen, der wissenschaftliche Erkenntnisse nutzt, mitfühlend und eigenverantwortlich lebt, teilen sie mit der Mehrheit unserer Gesellschaft – und der Bundeswehr.
Auf diesem Hintergrund möchte der Humanistische Verband Deutschlands ein seelsorgerisches Angebot etablieren, das für alle Angehörigen der Bundeswehr offen ist.
Nehmen Sie gern Kontakt auf, wenn Sie uns unterstützen möchten: militaerseelsorge@humanismus.de
Noch ein Wort zum Lebenskundlichen Unterricht (LKU): Was gut und richtig ist, ergibt sich immer aus dem Blick auf andere Menschen – nicht aus göttlicher Offenbarung. Wenn humanistische Seelsorgerinnen und Seelsorger an der ethischen Bildung in der Bundeswehr beteiligt werden, gehen sie davon aus, dass Moral sich der Fähigkeit zum Mitgefühl und dem menschlichen Streben nach Freiheit verdankt. Wenden Sie sich an uns, wenn Sie Interesse haben, LKU gemäß A-2620/3 und A-2620/6 mit qualifizierten Lehrbeauftragten des Humanistischen Verbandes Deutschlands zu organisieren: militaerseelsorge@humanismus.de
Solange wir noch keinen Militärseelsorgevertrag haben, der uns eine breite Beteiligung am LKU ermöglichen würde, werden wir uns gemeinsam mit Disziplinarvorgesetzten und Dienststellenleitungen vor Ort um individuelle Angebote bemühen.
Häufig gestellte Fragen
Hier beantworten wir die häufig gestellten Fragen. Ihre Frage ist nicht dabei? Schreiben Sie uns: militaerseelsorge@humanismus.de
Was ist humanistische Militärseelsorge?
Ehrlichkeit, Trost und Hoffnung! Die humanistische Seelsorge ist offen für alle Soldatinnen und Soldaten aller Weltanschauungen und Religionen sowie für ihre Familien. Dabei sind Seelsorgerinnen und Seelsorger des Humanistischen Verbandes Deutschlands verwurzelt in Traditionen der Antike und der europäischen Aufklärung: Sie legen Wert auf Selbstbestimmung, halten sich an Erkenntnisse, die der Vernunft zugänglich sind, und sie bringen die Überzeugung mit, dass das Leben einmalig ist – es endet mit dem Tod und lässt sich nicht fortsetzen oder wiederholen. Umso wichtiger ist es, nach dem Sinn im Hier und Jetzt zu suchen und die Chance zu bekommen, ihn zu finden.
Warum sollte der Humanistische Verband Deutschlands Militärseelsorge anbieten?
Der Humanistische Verband Deutschlands – Bundesverband bündelt die umfangreichen Angebote seiner Landesverbände. Dazu gehören Kitas, Humanistischer Lebenskundeunterricht (als Alternative zum Religionsunterricht, derzeit von 70.000 Kindern in Berlin und Brandenburg besucht), Jugendfreizeiteinrichtungen, Schwangerschaftskonfliktberatung, Bildungsstätten, eine Hochschule, Feierkultur, Senioreneinrichtungen, Hospize, Bestattungshaine u.v.m. Daher hat der Humanistische Verband Deutschlands die Infrastruktur und tiefgreifenden Erfahrungen, um eine gute Militärseelsorge zu realisieren. Als anerkannte Weltanschauungsgemeinschaft kann er verlässliche Angebote für alle Menschen machen, die einen aufgeklärten Rahmen bevorzugen.
Wie werden unsere Seelsorgerinnen und Seelsorger ausgebildet?
An der Humanistischen Hochschule Berlin werden bereits die Studiengänge „Angewandte Ethik“ und „Soziale Arbeit“ angeboten. Damit sind gute Voraussetzungen vorhanden, um die humanistischen Lebensbegleiterinnen und Lebensbegleiter auszubilden bzw. weltanschaulich weiterzubilden, wenn sie schon gute fachliche Voraussetzungen mitbringen.
Wie kann ich Kontakt zum Humanistischen Verband Deutschlands aufnehmen und mich als Soldatin oder Soldat für eine humanistische Militärseelsorge einsetzen?
Senden Sie uns eine Mail an: militaerseelsorge@humanismus.de
Oder senden Sie uns einen Brief an:
Humanistischer Verband Deutschlands – Bundesverband
Bundesgeschäftsstelle
Wallstraße 61–65
10179 Berlin
Wir sind auch telefonisch für Sie da: +49 179 4270 501
Können auch Religionsangehörige die humanistische Seelsorge in Anspruch nehmen?
Selbstverständlich! Humanistische Seelsorgerinnen und Seelsorger fragen nicht nach einer Mitgliedschaft oder Konfessionszugehörigkeit. Sie sind für die Anliegen der Soldatinnen und Soldaten da, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, politischer Anschauung oder Religion.
Gibt es auch in anderen europäischen Ländern eine humanistische Militärseelsorge?
In den Niederlanden gibt es seit den 1960er-Jahren und in Belgien seit den 1990er-Jahren eine humanistische Militärseelsorge. Diese Angebote werden stark angenommen und sind weitreichend evaluiert. Der Humanistische Verband Deutschlands steht in gutem Kontakt mit beiden Verbänden. Eine Zusammenarbeit beim Auf- und Ausbau von Inhalten und Strukturen ist von jeder Seite erwünscht. Ausführliche Informationen zur Humanistischen Militärseelsorge in den Niederlanden finden Sie hier. Auch in Norwegen und Großbritannien sind schon erste humanistische Seelsorgerinnen und Seelsorger im Dienst.
Auf welche rechtliche Basis stützt der Humanistische Verband Deutschlands die Forderung nach einer humanistischen Militärseelsorge?
Wesentlich ist Art. 140 Grundgesetz: In Verbindung mit Art. 137 Abs. 7 und Art. 141 der Weimarer Reichsverfassung ist der Humanistische Verband Deutschlands als Weltanschauungsgemeinschaft den Religionsgemeinschaften gleichgestellt und kann im Sinne der konfessionsfreien Soldatinnen und Soldaten einen Militärseelsorgevertrag mit der Bundesrepublik Deutschland schließen. Je eher dieses zeitgemäße Projekt von einer politischen Mehrheit unterstützt wird, desto schneller wird es dazu kommen.
Was ist der Humanistische Verband Deutschlands?
Der Humanistische Verband Deutschlands tritt für die Interessen und Rechte insbesondere konfessionsfreier Menschen in Deutschland ein. Unser Selbstverständnis besteht in der Lebensauffassung eines weltlichen Humanismus. Die Prinzipien, an denen wir uns orientieren, sind Selbstbestimmung, Freiheit und Verantwortung, Barmherzigkeit und Solidarität, Vernunft und Toleranz. Unser Humanismus ist verbunden mit praktischen Hilfen und konkreten Unterstützungsangeboten an Menschen, weshalb wir unsere Weltanschauung auch als Praktischen Humanismus verstehen.