Amsterdam-Deklaration: Erklärung eines modernen Humanismus

Die Amsterdam-Deklaration wurde 2002 von der Generalversammlung von Humanists International (damals: IHEU) beim 15. World Humanist Congress beschlossen.
Die Amsterdam-Deklaration wurde 2002 von der Generalversammlung von Humanists International (damals: IHEU) beim 15. World Humanist Congress beschlossen.

Als Mitglied der Humanists International unterstützen wir die Aussagen der Amsterdam-Deklaration.

Die Erklärung wurde auf dem ersten Humanistischen Weltkongress in Amsterdam von den Gründungsorganisationen von Humanists International (bis 2019 bekannt als IHEU, Internationale Humanistische und Ethische Union) beschlossen. Im Laufe der vergangenen 70 wurde auch die Erklärung, in welcher die humanistischen Grundprinzipien formuliert sind, überarbeitet und aktualisiert. Bei der Generalversammlung von Humanists International 2022 wurde die Erklärung im Einklang mit den demokratischen und fortschrittlichen Werten der Organisation und der Bewegung ein weiteres Mal erneuert – als Erklärung eines modernen Humanismus 2022.

Die grundlegenden Prinzipien des modernen Humanismus sind demnach:

1. Humanismus ist ethisch

Wir sind davon überzeugt, dass dem Menschen Moral innewohnt. Diese Moral liegt darin begründet, dass Lebewesen leiden und gedeihen, ist getrieben durch den Wert zu helfen und nicht zu schaden, wird ermöglicht durch Vernunft und Mitgefühl und braucht keine Quelle außerhalb von Menschlichkeit.

Wir bekräftigen den Wert und die Würde des Einzelnen und das Recht jedes Menschen auf größtmögliche Freiheit und volle Entfaltung im Einklang mit den Rechten von Anderen. In diesem Sinne unterstützen wir den Frieden, die Demokratie, die Rechtsstaatlichkeit und die universellen Menschenrechte.

Wir lehnen alle Formen von Rassismus und Vorurteilen und die daraus entstehenden Ungerechtigkeiten ab. Wir streben stattdessen danach, das Wohlergehen und die Gemeinschaft der Menschheit in ihrer ganzen Vielfalt und Individualität zu fördern.

Wir sind der Auffassung, dass die persönliche Freiheit mit einer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft verbunden sein muss. Ein freier Mensch hat Pflichten gegenüber Anderen. Wir empfinden eine Fürsorgepflicht gegenüber der gesamten Menschheit, einschließlich künftiger Generationen, und darüber hinaus gegenüber allen empfindungsfähigen Wesen.

Wir erkennen an, dass wir Teil der Natur sind, und akzeptieren unsere Verantwortung für die Auswirkungen, die wir auf unsere gesamte Umwelt haben.

2. Humanismus ist rational

Wir sind davon überzeugt, dass die Lösungen für die Probleme der Welt in der menschlichen Vernunft und im menschlichen Handeln liegen.

Zur Bewältigung dieser Probleme befürworten wir den Einsatz von Wissenschaft und freier Forschung – eingedenk der Tatsache, dass die Wissenschaft zwar die Mittel bereitstellt, die Ziele jedoch von menschlichen Werten definiert werden müssen. Wir streben danach, Wissenschaft und Technologie für das Wohl der Menschheit zu nutzen, niemals aber zu rücksichtslosen oder zerstörerischen Zwecken.

3. Humanist*innen streben nach einem erfüllten Leben

Wir schätzen alle Quellen individueller Freude und Erfüllung, die niemand Anderem schaden, und glauben, dass die persönliche Entwicklung durch Kultivierung einer kreativen und ethisch verantwortlichen Lebensführung ein lebenslanger Prozess ist.

Wir achten daher künstlerische Kreativität und Vorstellungskraft und erkennen die transformative Kraft von Literatur und Musik sowie der bildenden und darstellenden Künste an.

Wir bewundern die Schönheit der Natur und ihr Potenzial, Staunen und Ehrfurcht zu wecken und Ruhe zu vermitteln.

Wir würdigen die körperliche Betätigung, ob individuell oder gemeinschaftlich, sowie die Möglichkeiten, die sie für Leistungserfolge und für das Miteinander bietet.

Wir schätzen das Streben nach Wissen und die daraus erwachsende Demut, Weisheit und Einsicht.

4. Humanismus erfüllt das umfassende Bedürfnis nach Sinn und Zweck als Alternative zu dogmatischer Religion, autoritärem Nationalismus, Stammesdenken und egoistischem Nihilismus.

Obwohl wir der Überzeugung sind, dass das Eintreten für das Wohl der Menschheit zeitlos ist, beruhen unsere jeweiligen Standpunkte nicht auf Offenbarungen, die für alle Zeiten gelten. Humanist*innen erkennen an, dass niemand unfehlbar oder allwissend ist und dass das Wissen über die Welt und die Menschheit nur durch einen kontinuierlichen Prozess des Beobachtens, Lernens und Umdenkens gewonnen werden kann.

Daher wollen wir uns weder einer Überprüfung entziehen noch der gesamten Menschheit unsere Sichtweise aufzwingen. Vielmehr setzen wir uns für die freie Meinungsäußerung und den ungehinderten Austausch von Ideen ein und suchen die Zusammenarbeit mit Menschen anderer Überzeugungen, die unsere Werte teilen, um gemeinsam eine bessere Welt zu schaffen.

Wir sind davon überzeugt, dass die Menschheit dazu in der Lage ist, die Probleme, vor denen wir stehen, durch freie Forschung, Wissenschaft, Mitgefühl und Vorstellungskraft zu lösen, zur Förderung des Friedens und des Wohls der Menschheit. Wir möchten alle, die unsere Überzeugungen teilen, einladen, sich an diesem inspirierenden Unterfangen zu beteiligen.

Die Amsterdam-Deklaration im englischen Original sowie in vielen weiteren Sprachen ist auf der Seite von Humanists International zu finden.

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