Zukunftskongress am Welthumanist*innentag: „Wo der Humanismus stark ist, gedeiht die Demokratie“

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Mehr als 1.200 Gäste aus aller Welt nehmen am heutigen Zukunftskongress im Futurium in Berlin anlässlich des Welthumanist*innentages teil. Unter dem Titel „Keine Zukunft? Ohne uns!“ geht es beim Kongress um Themen wie Bildung, Menschenrechte, KI und Klima. Dabei sind unter anderem der amerikanische Soziologe Phil Zuckerman, die Transformationsforscherin Maja Göpel, der Kriminalbiologe Mark Benecke und der Philosoph Julian Nida-Rümelin sowie Humanist*innen aus Deutschland und vielen anderen Ländern.

Der Anlass für den Kongress sei neben dem Welthumanist*innentag auch 40 Jahre Humanistischer Lebenskundeunterricht an Berliner und Brandenburger Schulen. Das gelte es zu feiern, sagte die Vorstandsvorsitzende des Humanistischen Verbandes Berlin-Brandenburg, Katrin Raczynski, in ihrer Eröffnungsansprache. „Der Humanistische Lebenskundeunterricht gehört mit aktuell über 70.000 Schüler*innen, fast einer halben Million Schüler*innen, die diesen Unterricht besucht haben, und über 400 Lehrer*innen zu einem der größten europäischen humanistischen Bildungsaktivitäten und stärkt die Demokratie wie kaum ein anderes Schulfach.“

Zur aktuellen Situation in Deutschland sagte Katrin Raczynski, dass viele Menschen Angst vor der Zukunft hätten und manche wie gelähmt seien oder versuchten, die Bedrohungslagen auszublenden. „Wir Humanist*innen können auch nicht mit einem Schlag alle Probleme der Zeit lösen, wir haben nicht auf alles eine Antwort anzubieten, schon gar nicht immer einfache Antworten. Aber wir gehen die Dinge mit Vernunft und Mitgefühl an. Wir denken nach, wir ringen um Antworten und Lösungen, wir versuchen, in dieser schweren Zeit Halt und Orientierung zu geben. Wir hoffen auf eine lebenswerte Zukunft und sind davon überzeugt, dass Menschen ihre Lebensbedingungen nur selbst verbessern können.“

Der Staatssekretär für Gesellschaftlichen Zusammenhalt Oliver Friederici dankte dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg ausdrücklich im Namen des Landes Berlin für seine sozialen und integrativen Mühen und Leistungen im Land Berlin. Er erinnerte zu dem Thema des Zukunftskongresses an die gegenwärtigen, großen Herausforderungen und rief dazu auf, den Weg der Verständigung weiter zu gehen. Er sagte: „Es gibt nicht nur eine Zukunft, sondern unterschiedliche ‚Zukünfte‘. Und wir alle können es gestalten, welche davon wirklich werden soll. Denn noch längst nicht ist unsere Zukunft in Stein gemeißelt, Zukunft ist und bleibt gestaltbar und beeinflussbar. Das ist ihre Natur.“

Der amerikanische Soziologe Phil Zuckerman bezeichnete in seiner Keynote Demokratie als einen „grundlegenden Wert des Humanismus. Im Gegensatz zu religiösen Doktrinen ist die Demokratie ein Konzept, das durch menschliche Vernunft und Erfahrung entwickelt wurde. Sie fördert Fairness, Gerechtigkeit und Gleichheit, indem sie sicherstellt, dass Regierungen den Menschen gegenüber rechenschaftspflichtig sind. Die Geschichte zeigt, dass dort, wo der Humanismus stark ist, die Demokratie gedeiht. In Nordamerika und Europa haben beispielsweise demokratische Institutionen weitgehend dank säkularer, humanistischer Einflüsse Erfolg.“

Die Werte des Humanismus – Demokratie, Empathie, Kosmopolitismus und der Fokus auf das Hier und Jetzt – seien entscheidend, so Phil Zuckerman, um die Herausforderungen von heute zu bewältigen und eine bessere Zukunft aufzubauen. „Indem wir diese Prinzipien annehmen, können wir eine Welt schaffen, die für alle sinnvoll, gerecht und wohlhabend ist.“

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