„Wichtiges Signal des guten Willens“

Frieder Otto Wolf: Lampedusa-Besuch von Papst Franziskus ist Richtungsanzeige für umfassenden Konsens über eine humane Außen- und Wirtschaftspolitik Europas.

Der Besuch des katholischen Kirchenoberhauptes Papst Franziskus auf der italienischen Insel Lampedusa am Montag ist von Frieder Otto Wolf, Präsident des Humanistischen Verbandes Deutschlands, als wichtiges Signal eines guten Willens begrüßt worden. „Immer wieder haben Menschenrechtsorganisationen und einzelne Politiker versucht, auf das Elend und den Tod Tausender Menschen an den Grenzen Europas aufmerksam zu machen – bislang aber weitestgehend ergebnislos.“

Franziskus hatte anlässlich seiner ersten Dienstreise außerhalb Roms ein Ende der „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ gefordert und das Desinteresse kritisiert, mit dem in Europa auf das Leid und den Tod der vielen Menschen reagiert wird, die bei ihrem Versuch sterben, vom afrikanischen Kontinent nach Europa zu gelangen.

Tausende landen jährlich an den Küsten Italiens, Menschenhandel und Schlepperwesen sind weitverbreitet. 20.000 Flüchtlinge haben dabei Schätzungen zufolge in den letzten drei Jahrzehnten ihr Leben verloren, durch Ertrinken oder Verdursten.

„Es ist gut, dieses Thema anzusprechen“, betonte Frieder Otto Wolf deshalb. „Was hier an den europäischen Grenzen geschieht, ist immer noch ein unerhörter Skandal.“ Wolf ergänzte, es sage außerdem viel über die Gesellschaften aus, wenn erst ein katholischer Papst die Missstände zur medialen Schlagzeile werden lassen könne.

Zugleich erinnerte Frieder Otto Wolf daran, dass es traditionell konservative und kirchlich orientierte Kräfte der Politik seien, die die von Franziskus angesprochenen Missstände verteidigten und verschärften: Durch eine Abschottung Europas gegen Grenzübertritte und durch eine Außen- und Wirtschaftspolitik, mit der die schwierige Lage vieler Gesellschaften auf dem afrikanischen Kontinent vertieft wird und Einwohner zur Flucht nach Europa motiviert.

„In der Stellungnahme von Papst Franziskus auf Lampedusa ist deshalb eine deutliche Richtungsanzeige zu sehen. Ein umfassender Konsens zugunsten eines humanen und verantwortungsbewussten Umgangs mit den tiefgreifenden Problemen ist überfällig.“

Zwar trügen die katholische und andere christliche Kirchen selbst direkte Verantwortung für soziale Probleme in afrikanischen Gesellschaften, sagte Wolf mit einem Verweis auf die kirchlichen Positionen zur Empfängnisverhütung und Geburtenkontrolle, die Folgen der theologischen Haltung zur Homosexualität sowie die Vermischung christlicher und naturreligiöser Vorstellungen, wegen der Frauen und Kinder in einigen Regionen mit einer neuen „Hexenverfolgung“, begleitet von Gewalt und Tod, konfrontiert sind.

Trotzdem könnten auch Humanistinnen und Humanisten dieses Signal des guten Willens bei dem neuen katholischen Kirchenoberhaupt würdigen, so Wolf schließlich, denn die Wurzeln der tiefen Krisen des afrikanischen Kontinents reichen weit über religiös bedingte Probleme hinaus. „Um hier die andauernden menschlichen Katastrophen zu verringern, werden deshalb alle Menschen guten Willens gebraucht.“

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