Familie braucht immer auch einen Raum für Kinder

Frieder Otto Wolf plädiert für die Unterstützung aller familiären Gemeinschaften.

Zum Internationalen Tag der Familie hat Frieder Otto Wolf, Präsident des Humanistischen Verbandes Deutschlands, dafür plädiert, sich an die Bedeutung dieser elementaren menschlichen Verhältnisse zu erinnern und über Möglichkeiten nachzudenken, ihnen im Leben neu einen Raum zu schaffen.

Am Dienstag findet zum 19. Mal der Internationale Tag der Familie statt. Er geht zurück auf eine Resolution der Generalversammlung der Vereinten Nationen und will unter anderem die Wichtigkeit von Familie für ein gesundes und glückliches Aufwachsen von Kindern herausstellen. Der Internationale Tag der Familie steht in diesem Jahr unter dem Motto: „Familie und Beruf: Wir bauen Zeitbrücken“.

Und solche Zeitbrücken zu bauen sei immer auch an strukturelle Möglichkeiten gebunden, aber letztlich doch eine Aufgabe der Menschen selbst, sagte Wolf dazu. Sich ausreichend Zeit für ein Familienleben zu nehmen sei zwar stets von hoher Wichtigkeit, könne jedoch angesichts des Drucks sich verschlechternder sozialer Verhältnisse und zugleich vervielfältigter Wahlmöglichkeiten in einer fordernden sowie komplexen Lebens- und Arbeitswelt nicht stets mit der angemessenen Dringlichkeit behandelt werden.

„An diese Mankos sollten wir anknüpfen, damit allen familiären Verhältnissen stets die nötige Wertschätzung zukommen kann. Es ist wichtig, dass den menschlichen Bedürfnissen und Wünschen nach Lebensgemeinschaft und Familie entgegenstehende Faktoren nicht dauerhaft die Oberhand über unser Leben gewinnen.“

Und die Zeit für ein gemeinsames Familienleben müsse allen Lebenssituationen, insbesondere der Inanspruchnahme durch Erwerbsarbeit und beruflicher Tätigkeit, immer wieder aufs Neue abgerungen werden.

Familien seien zwar überall dort zu finden, wo dauerhaft intime persönliche Bindungen gepflegt werden, besonders aber in allen menschlichen Beziehungen, die einen Raum für Kinder schaffen und ihn erhalten. „Familiengemeinschaften, die keinen Raum entstehen lassen, in dem auch Kinder eine Grundlage für ihr eigenständiges Leben entwickeln können, fehlt eine wichtige Dimension.“

Dabei wandte sich Wolf gegen die Benachteiligung und Herabwürdigung der familiären Verhältnisse, die nicht dem Bild von Kleinfamilien in lebenslanger Ehe von Mann und Frau entsprechen. „Aus humanistischer Sicht gibt es keine guten Gründe, warum die von einer bestimmten Tradition mit ihren Sexualnormen abweichenden Formen von Familie politisch und gesellschaftlich schlechter gestellt werden sollten. Wo immer familiäre Lebensgemeinschaften vorzufinden sind müssen sie auch unterstützt werden, durch öffentliche Angebote ebenso wie durch unseren solidarischen Umgang mit ihnen.“

Wolf plädierte schließlich dafür, das Berufsleben weder über das Familienleben zu stellen noch soziale Verhältnisse hinzunehmen, die Menschen dazu zwingen, zentrale Elemente des Familienlebens dem Beruf nachzuordnen. „Wenn wir unser Verständnis für die Bedeutung der Familie in diesem elementaren und weiten Sinn verlieren, werden wir ein gutes Stück unseres eigenen Menschseins verlieren.“

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