Humanismus als Chance sichtbar machen

Welthumanistentag: Frieder Otto Wolf plädierte dafür, das Erreichte zu feiern.

Anlässlich des Welthumanistentages hat Frieder Otto Wolf, Präsident des Humanistischen Verbandes Deutschlands, heute in Berlin dafür plädiert, den modernen praktischen Humanismus, mit seiner gesamten Vielfalt an Philosophien, Haltungen und Standpunkten, als eine Chance sichtbar werden zu lassen, die von vielen Menschen ergriffen werden kann.

Die Praktizierung von Achtsamkeit und Respekt in der eigenen Lebensführung, die Entwicklung von gemeinsamen Orientierungen wie auch von individuellem Lebenssinn, das Eintreten für eine Humanisierung aller Lebensbereiche und die solidarische Verteidigung der humanen Minima für alle Menschen – in dieser vielfältigen Praxis werde Humanismus sichtbar, betonte Wolf dabei.

„In einer Gegenwart, die von fortgesetzten sozialen, ökonomischen Konflikten, Krisen und Zuspitzungen geprägt wird, sollten wir uns daher an diesem Tag die Zeit nehmen, um uns daran zu erinnern, welche ermutigenden Erfahrungen wir mit die Menschen verbindenden Perspektiven und ihnen gemeinsamen Handlungsmöglichkeiten gemacht haben.“

Humanistisch denkende Menschen seien jedoch nicht nur durch ihre gemeinsamen Erfahrungen und Bedürfnisse miteinander verbunden, sondern oft auch durch ähnliche Hoffnungen und geteilte Sorgen, so Wolf weiter. Daher sei es wichtig, sie in Debatten und Gesprächen miteinander zu entwickeln und Lösungen zu suchen.

Auf der ganzen Erde fänden sich in diesem Sinne immer mehr Menschen zusammen, um zusammen an den notwendigen Veränderungen mitzuarbeiten, die zur Sicherung von Frieden zwischen den Gesellschaften, dem Erhalt der planetaren Biosphäre und der Weiterentwicklung menschlicher Kulturen und ihrer Gemeinschaften nötig sind.

Um die so entstehenden Kräfte zu stärken, biete der Welthumanistentag eine wichtige Gelegenheit. Sowohl zum gemeinsamen Nachdenken und zur Vergewisserung über dringliche Forderungen oder um die Kräfte und Bündnisse auf den Weg zu bringen, welche die nötigen Veränderungen auch in schwierigen Zeiten einleiten können, wie auch, um das immerhin Erreichte zu feiern.

„Aber wir wissen doch, dass in der Wirklichkeit zu jeder Zeit menschliches Denken und Handeln das entscheidende Nadelöhr bilden, durch das alle historischen Veränderungen ‚hindurch‘ müssen. Da müssen wir als zivilgesellschaftliche Organisation immer wieder ansetzen. Denn das Potenzial einer durch den leidenschaftlichen Einsatz von Menschen wachsenden Kultur der Aufklärung und der humanistischen Praxis ist noch lange nicht ausgeschöpft“, hob Wolf hervor.

Schon deshalb sei es wichtig, dass an humanistischen und emanzipatorischen Werten orientierte Menschen, die ein rationales, undogmatisches, sensibles und vorurteilsfreies Denken praktizieren und vertreten, sich auch in Zukunft weiter zusammenfinden und in Projekten organisieren können.

Der Welthumanistentag biete dafür einige gute Voraussetzungen. Es wäre aus Sicht von Wolf daher ein Gewinn, wenn er auch in Deutschland als ein hervorgehobener Bezugspunkt der humanistischen Kultur und Praxis genutzt und öffentlich wahrgenommen wird.

„Wir sollten jedes Jahr zu diesem Anlass die Gelegenheit ergreifen, um das schon human und humanistisch Erreichte zu feiern. Es geht uns gemeinsam darum, die Dinge auf diesem kleinen Staubkorn im Universum zum Besseren zu wenden und unsere Kraft dafür zu sammeln, reaktionären Kräften auch in Zukunft einen wirksamen Widerstand zu bieten. Wir als organisierte Humanistinnen und Humanisten wollen mit den heute noch nach Solidarität, Orientierung und ernsthaft Sinn Suchenden lebenswerte und menschenwürdige Alternativen finden und entwickeln.“

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