Humanismus muss selbstverständlich sein

Katholikentag 2014 in Regensburg: HVD lehnt Profilierung durch Gegenveranstaltungen ab.

„Wir begrüßen und beteiligen uns gern an Initiativen, die Humanismus auf eigenständige und überzeugende Weise als moderne, aufgeklärte und weltanschauliche Haltung sowie wertegebundene Praxis den Menschen in unserem Land darstellen. Das setzt den Verzicht darauf voraus, die eigenen Inhalte als bloßen Gegenreflex wahrnehmbar zu machen.“

Das hat der Präsident des Humanistischen Verbandes Deutschlands (HVD), Frieder Otto Wolf, anlässlich einer zum Katholikentag 2014 in Regensburg angekündigten Veranstaltungsreihe erklärt.

Die zwischen dem 28. Mai bis zum 1. Juni 2014 geplante Veranstaltungsreihe wirbt unter anderem damit, „die deutschlandweite Szene der Nicht-Religiösen, der Nicht-Konfessionellen, der säkularen Humanisten und Freidenker, der Skeptiker, Agnostiker und Atheisten“ zu präsentieren. Finanziert und durchgeführt wird die Veranstaltungsreihe vom „Bund für Geistesfreiheit Bayern“.

Diese unmittelbar auf den Katholikentag bezogene Initiative wird vom Humanistischen Verband Deutschlands abgelehnt. Grund dafür ist u.a., dass die Initiative nicht den von den Vertretern der im Koordinierungsrat säkularer Organisationen versammelten Organisationen getroffenen Vereinbarungen über die Durchführung von Veranstaltungen, welche die Präsenz und Angebote nichtreligiöser Menschen in Deutschland repräsentativ darstellen sollen, entspricht.

„Wir sind der Auffassung, dass eine nichtreligiöse und aufgeklärte Weltanschauung für sich selbst stehen können muss“, so Frieder Otto Wolf weiter. „Humanistische Ideen und Alternativen bilden dabei natürlich einen Kontrast zu den Angeboten und Tätigkeiten konfessioneller Gemeinschaften.“ Angesichts der fortschreitenden gesellschaftlichen Säkularisierung und weltanschaulichen Pluralisierung seien inhaltliche Profilierungen, wie sie vom Bund für Geistesfreiheit Bayern zum Katholikentag in Regensburg angestrebt werden, aber weder als zeitgemäß noch richtungsweisend anzusehen.

„Bereits heute können Millionen Menschen in Deutschland mit den Orientierungen, die die katholische Kirche bietet, nichts mehr anfangen. Das bedeutet, dass nichtreligiöse Menschen, die für Humanismus und Aufklärung auch praktisch eintreten wollen, sich nicht mehr in erster Linie als Opposition begreifen können. Wir richten uns deshalb vor allem an konfessionsfreie Menschen, die nicht Mitglied einer Religionsgemeinschaft sind oder werden wollen. Somit muss auch Humanismus, wie wir ihn in unseren Projekten vertreten, selbstverständlich sein. Daher sind wir nicht der Ansicht, dass Gegenveranstaltungen zum Katholikentag in Regensburg die Präsenz der Konfessionsfreien und Humanisten in der Bundesrepublik Deutschland adäquat darzustellen vermögen.“

Der HVD ist als deutschlandweite Organisation in dreizehn Bundesländern vertreten. In Bayern ist er u.a. ein Träger von zahlreichen Projekten, mit denen er sich im Bildungs-, Kultur- und Sozialbereich engagiert. Zu den über 20 Einrichtungen des HVD Bayern zählt die Humanistische Grundschule Fürth mit 100 Schülerinnen und Schülern und der turmdersinne in Nürnberg, der jedes Jahr von 30.000 Menschen besucht wird. Der HVD Bayern besitzt eine eigene humanistische Jugendarbeit und ist Anbieter der Jugendfeier. Durch seine vielfältigen Projekte und Angebote vertritt der HVD heute unmittelbar die Interessen von mehr als 500.000 Menschen bundesweit.

Darüber hinaus engagieren sich die Mitglieder des Verbandes gegen Übergriffe seitens konfessioneller Gruppierungen oder kirchlicher Organisationen, durch die das Selbstbestimmungsrecht des Individuums oder andere Menschen- und Grundrechte bedroht oder gefährdet werden. Deshalb betätigen sie sich als Unterstützer von menschen- und grundrechtsbasierten Initiativen auf zivilgesellschaftlicher oder politischer Ebene. In der Vergangenheit war der Humanistische Verband u.a. Initiator des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung, des Bündnisses für Selbstbestimmung bis zum Lebensende und er beteiligt sich seit 2008 als Partner am Berliner Bündnis „Pro Ethik“.

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