„Wir sind um die Sicherheit von Hamed Abdel-Samad sehr besorgt.“ Mit Blick auf die für Juli geplante Vortragsreise des Politologen und Buchautors Hamed Abdel-Samad hat Helmut Fink, Vizepräsident des Humanistischen Verbandes Deutschlands, den Koordinationsrat der Muslime aufgefordert, den vor drei Wochen bekannt gewordenen Mordaufrufen ägyptischer Muslime zu widersprechen.
Nach einem islamkritischen Vortrag in Kairo war Hamed Abdel-Samad von muslimischen Gläubigen in einer Fernsehsendung zum „Ungläubigen“ erklärt worden, Internetseiten zeigten ein Bild von Abdel-Samad mit dem Aufruf, ihn zu töten. „Selbst wenn er bereut, was er gesagt hat, muss er getötet werden“, sagte Mahmud Schaaban, Professor an der Azhar-Universität in Kairo, dem Sender al-Hafez.
Einige Mitglieder der Deutschen Islam Konferenz hatten in einer ersten Reaktion die Morddrohungen verurteilt und betont, dass die Meinungsfreiheit und das Recht auf freie Meinungsäußerung Grundsteine der Demokratie sind, die es zu schützen und verteidigen gilt. Hamed Abdel-Samad ist ein Mitglied der Deutschen Islam Konferenz.
Helmut Fink erinnerte nun daran, dass es auch in der Bundesrepublik Deutschland eine wachsende Zahl radikaler Gläubiger gibt. „Wir schätzen die unverzügliche Reaktion einiger Mitglieder der Deutschen Islam Konferenz sehr, sehen aber auch das fortgesetzte Schweigen seitens des Koordinationsrates der Muslime. Hamed Abdel-Samad ist Bürger unseres Landes und sollte daher von allen Muslimen in unserem Land unterstützt werden, die Gewalt im Namen religiöser Überzeugungen ablehnen.“
Angesichts des Besuchs von Hamed Abdel-Samad in Deutschland sei es nun überfällig, „dass die organisierten Muslime gemeinsam zum Verzicht auf jegliche Gewalt im Namen ihres Glaubens aufrufen und sich erkennbar dafür einsetzen, dass das Leben und die Gesundheit von Hamed Abdel-Samad nicht durch Aufrufe ägyptischer Glaubensbrüder gefährdet werden.“
Helmut Fink unterstrich, sie könnten dabei auch ein Signal gegen die Verfolgung von nichtreligiösen und andersgläubigen Menschen in vielen Ländern der arabischen Welt setzen, in der Atheisten, Christen und Angehörige anderer religiöser Minderheiten wegen ihrer religiösen Überzeugungen immer wieder mit Gewalt, Gefängnis und Tod konfrontiert sind.
Weiterführende Informationen:
IHEU: Bericht „Freedom of Thought 2012“