„Der religiöse Hass betrifft uns alle“

HVD-Präsident Frieder Otto Wolf zu Strafanzeige gegen katholisches Onlineportal: Feige Hetze im Netz muss auch Sache nichtreligiöser Menschen sein. Kirchliche Distanzierungen sind Symbolpolitik.

„Es ist richtig und notwendig, dass sich die Justiz endlich auch mal katholischen Hasspredigern widmet, die seit Jahren im Internet ihr Unwesen treiben“, sagte am Montag in Berlin Frieder Otto Wolf, Präsident des Humanistischen Verbandes Deutschlands, zur Strafanzeige des Lesben- und Schwulenverbandes Deutschlands (LSVD) gegen das katholische Onlineportal kreuz.net

Nach dem unerwarteten Tod des Schauspielers und Comedian Dirk Bach am Monatsbeginn hatte das Portal mit einem abstoßenden Nachruf erneut Entsetzen unter Beobachtern ausgelöst. Der Sprecher des LSVD, Manfred Bruns, Bundesanwalt beim Bundesgerichtshof a.D., erstattete deshalb schließlich Strafanzeige wegen Volksverhetzung gegen die bislang unbekannten Betreiber.

„Wir begrüßen das Vorgehen des LSVD und schließen uns den damit verbundenen Erwartungen an ein kompetentes Handeln der Sicherheitsbehörden an“, so Wolf weiter.

Die seit einigen Monaten verschiedentlich geäußerten Distanzierungen durch die offizielle katholische Kirche beurteilte Wolf hingegen als Symbolpolitik, die bis heute keine effektiven Ergebnisse oder Veränderungen gebracht haben.

„Angesichts des Vielfachen an Publikum, das hier von den Betreibern im Vergleich mit anderen als katholisch bezeichneten Internetpräsenzen angezogen wird, hätte die Kirche in der Sache viel früher und eindeutiger handeln müssen, um glaubwürdig zu wirken. Jedenfalls kann ich mich gut daran erinnern, dass katholische Bischöfe sich bis vor nicht allzulanger Zeit selbst öffentlich einer stark herabwürdigenden Sprache bedienten.“

Er erinnerte ferner daran, dass nicht nur Menschen mit homosexueller Identität immer wieder im Mittelpunkt der Hass nährenden Tätigkeiten der Betreiber des katholischen Onlineportals standen. „Nichtreligiöse und humanistisch denkende Menschen wurden ebenfalls regelmäßig zur Zielscheibe von menschenverachtenden Tiraden, die mit ihrer Rhetorik auch die Würde anderer Verstorbener in den Schmutz ziehen sollten.“[3][4]

Die feige Hetze im Netz, welcher sich die anonymen Betreiber bislang unbesorgt bedienen konnten, sollte somit für konfessionsfreie und nichtgläubige Menschen in gleichem Maße eine Sache wie für die Angehörigen der LGBT-Bewegung darstellen.

Ernstzunehmende Bemühungen, die Namen der bislang anonymen Hintermänner des katholischen Onlineportals aufzudecken, müssten daher nicht nur von den Behörden konsequent umgesetzt werden.

„Humanistinnen und Humanisten sollten die Initiativen, die sich für eine effektive Aufklärung über die Betreiber des katholischen Onlineportals und für ein Ende der bizarren Angriffe auf Homosexuelle oder Andersgläubige einsetzen wollen, unterstützen. Denn der religiöse Hass betrifft uns alle.“

Weiterführende Informationen

Strafanzeige des LSVD: http://www.lsvd-blog.de/?p=3720

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