Als der KORSO im Jahr 2008 von einigen Organisationen aus der freireligiösen, atheistischen und humanistischen Szene gegründet wurde, setzten sich die Kräfte durch, die von dem Koordinierungsrat in erster Linie eine Diskussion und Abstimmung unterschiedlicher Interessen in der weltanschaulichen Auseinandersetzung erwarteten. So werden etwa im Bereich des Religions- und Weltanschauungsunterrichtes konträre Positionen innerhalb des KORSO vertreten. Während beispielsweise der HVD Berlin-Brandenburg allein in Berlin rund 70.000 Schüler*innen in Humanistischer Lebenskunde unterrichtet, verlangen manche säkularen Kräfte eine Abschaffung jeglichen Religions- und Weltanschauungsunterrichtes.
Diese unterschiedlichen Positionen konnten in den vergangenen Jahren innerhalb des KORSO nicht in eine gemeinsame Strategie überführt werden. Der HVD Bundesverband hält es deswegen – inhaltlich und strategisch – für geboten, eigene Wege zu gehen. Die Unterschiedlichkeit der Organisationen und Standpunkte im KORSO münden immer wieder in eine ‚Vielfalt‘, die nicht mehr schlüssig darstellbar ist. Dazu erklärt HVD-Vorstandssprecher Erwin Kress: „Für eine präzisere und fruchtbare Kommunikation nach außen und politische Lobbyarbeit benötigen wir eine relevante inhaltliche Schnittmenge, sonst sind wir nicht gemeinsam sprechfähig. Die Übereinstimmung in unseren Positionen ist aber für den HVD nicht ausreichend substanziell, um eine Schwerpunktverschiebung des KORSO in Richtung Lobbyarbeit mitgehen zu können.“
Der HVD versteht den Wunsch vieler säkularer Kräfte nach mehr Sichtbarkeit der Anliegen von Konfessionsfreien. Er sieht die Notwendigkeit, dass religionsfreie Menschen die gleichen Chancen, die gleiche Anerkennung und den gleichen Zugang zu weltanschaulich profilierten Dienstleistungen und Unterstützungsangeboten erhalten müssen wie religiöse Menschen. Diesen Weg beschreitet er vor allem durch den konsequenten Aufbau eines praktisch-humanistischen Angebots. Er will Alternativen bieten, eine humanere Gesellschaft mitgestalten und in der Politik dafür streiten, dass die Repräsentanz religionsfreier Menschen zukünftig besser gewährleistet ist. Diese Ziele wird er auch zukünftig engagiert verfolgen.
Der Delegiertenrat des HVD Bundesverbandes hat am 27. März 2021 beschlossen, die Mitgliedschaft im KORSO zu beenden. Dazu erklärt Kress: „Mit diesem Schritt ziehen wir ein ehrliches Fazit aus vielen Jahren gemeinsamen Ringens, die die unterschiedlichen Betonungen und Interessensgegensätze nicht aufheben konnten. Damit gewinnen unsere Positionen größere Eindeutigkeit und Klarheit bei unseren Bündnispartnern in Politik und Gesellschaft, die zu Recht wissen wollen, wofür wir stehen und wofür wir uns einsetzen.“
Unabhängig von dieser Entscheidung wird der HVD gemeinsame Positionen mit Akteuren im säkularen Spektrum pflegen und ausbauen. Und er wird sich in gemeinsamem Engagement wiederfinden, wo immer dies möglich ist. Ein prominentes Beispiel hierfür ist die Gründung des Bertha-von-Suttner-Studienwerks, einem Kooperationsprojekt des Humanistischen Verbandes Deutschlands mit der Humanistischen Akademie Deutschlands, der Giordano-Bruno-Stiftung und der Bundesarbeitsgemeinschaft Humanistischer Studierender.
Mehr zur geplanten strategischen Partnerschaft von HVD und KORSO können Sie in einem Interview mit Katrin Raczynski (HVD-Vorstand) und Rainer Rosenzweig (Vorsitz KORSO) nachlesen, das auf hpd.de erschienen ist.