Sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche: Bundesbehörden müssen ermitteln

Leere Bänke in einer Kirche Missbrauch
Mindestens 3.677 Kinder und Jugendliche sind seit 1949 von Klerikern der katholischen Kirche sexuell missbraucht worden. Fast jeder 20. Kleriker der deutschen Bistümer war mutmaßlich Missbrauchstäter. Dies geht aus den Ergebnissen einer Studie hervor, die mehrere Medien gestern vorab publiziert haben. Die Studie soll am 25. September veröffentlicht werden.

Die vorab veröffentlichten Ergebnisse kommentiert Florian Zimmermann, Präsident des Humanistischen Verbandes Deutschlands e.V.:

„Wir sind schockiert von diesen Ergebnissen. Sie zeigen das Ausmaß sexuellen Missbrauchs im Einzugsbereich der Deutschen Bischofskonferenz und das systematische Vertuschen von Missbrauchsfällen. Bei 1.670 aktenkundigen Beschuldigten fordern wir umgehend umfassende Ermittlungen durch die zuständigen Bundesbehörden. Auch kirchliche Institutionen stehen nicht außerhalb unser Rechtsordnung und dürfen keinen Rückzugsraum für organisiertes Verbrechen bilden. Die Opfer sexuellen Missbrauchs haben ein Recht auf eine rechtsstaatliche Verfolgung und Ahndung der Verbrechen, die an ihnen begangen wurden.“

Sexueller Missbrauch Minderjähriger durch Kleriker der katholischen Kirche, so heißt es Medienberichten zufolge in der Studie, finde trotz der zwischenzeitlich ergriffenen Maßnahmen der Kirche weiterhin statt.

„Dies muss ein Ende haben“, fordert Florian Zimmermann weiter. „Aufklärung muss endlich umfassend und ohne Einschränkung stattfinden. Eine durch die katholische Kirche selbst beauftragte Studie ohne Zugriff auf Archive ersetzt keine rechtsstaatliche Aufklärung. Nicht mal bei jedem zehnten Fall sexuellen Missbrauchs kommt es zu strafrechtlichen Ermittlungen, meist folgen nur innerkirchliche Maßnahmen wie Frühpensionierung oder Versetzungen. Es wird Zeit, dass sich die Bundesregierung, Bundestag und die zuständigen Ermittlungsbehörden einschalten und der kirchlich kontrollierten Aufarbeitung eine sachorientierte staatliche Untersuchung der Missbrauchsfälle in kirchlichen Institutionen folgen lassen.“

Inhalt teilen

Unsere letzten Pressemitteilungen

Zukunftskongress am Welthumanist*innentag: „Wo der Humanismus stark ist, gedeiht die Demokratie“

Mehr als 1.200 Gäste aus aller Welt nehmen am heutigen Zukunftskongress im Futurium in Berlin anlässlich des Welthumanist*innentages teil. Unter dem Titel „Keine Zukunft? Ohne uns!“ geht es beim Kongress um Themen wie Bildung, Menschenrechte, KI und Klima. Dabei sind unter anderem der amerikanische Soziologe Phil Zuckerman, die Transformationsforscherin Maja Göpel, der Kriminalbiologe Mark Benecke und der Philosoph Julian Nida-Rümelin sowie Humanist*innen aus Deutschland und vielen anderen Ländern.

Weiterlesen »

Tierethik: Humanistischer Freitagssalon am 3. Mai

Der Humanistische Freitagssalon am 3. Mai widmet sich humanistisch-philosophischen Perspektiven der Tierethik. Den Impulsvortrag hält Dorothea Winter, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humanistischen Hochschule Berlin. Die digitale Veranstaltung steht allen Interessierten nach Anmeldung offen.

Weiterlesen »
Nach oben scrollen