„Wenn Angela Merkel der Meinung ist, Deutschland hätte ein Zuwenig an Christentum, kommt dies bei den Mitgliedern ihrer Partei sicher gut an. Diese Aussage ist jedoch ein Affront gegen die größte Bevölkerungsgruppe, nämlich derjenigen, die sich keiner Religion zugehörig fühlt. Soll diese künftig missioniert werden?“ fragt Frieder Otto Wolf, amtierender Präsident des HVD. „Es stellt sich die Frage, auf welches Christentum Angela Merkel sich bezieht“, so Wolf weiter. „Meint sie etwa die von Missbrauchsskandalen gezeichnete Institution, von der die Mitglieder sich in Massen abwenden?“
Ansonsten begrüßt der HVD die Anregung von Merkel, mehr Gespräche über die christlich-jüdische Tradition in Deutschland zu führen. Frieder Otto Wolf: „Wenn diese Gespräche unideologisch, auf der Basis von Fakten geführt werden, wird man schnell zu der Erkenntnis gelangen, dass es noch weitere identitätsstiftende Traditionen gibt, auf die Deutschland sich berufen kann. Hier ist vor allem die Aufklärung zu nennen, der wir nicht zuletzt die Grundgedanken von Selbstbestimmung und Toleranz, von unteilbaren Menschenrechten verdanken. Diese Ideen mussten gegen den Widerstand der christlichen Kirchen durchgesetzt werden.“