Frieder Otto Wolf, Präsident des HVD-Bundesverbandes bezieht Stellung zur Atomkraft:
In der AKW-Debatte, wie sie nach den Katastrophen von Fukushima wieder in Gang gekommen ist, sind drei Prinzipien des praktischen Humanismus konkret anwendbar:
o Das Prinzip der grundsätzlichen Ungeteiltheit der Natur – d.h. bloß weil etwas ‘weit weg’ passiert ist, kann es nicht als ‘für uns hier’ irrelevant betrachtet werden
o das Gebot der Rationalität, das es verbietet, vor der Wirklichkeit die Augen zu verschließen
o schließlich das Prinzip des pfleglichen Umgangs mit den Lebensgrundlagen auf diesem Planeten.
Aus dem ersten Prinzip ergibt sich, dass es richtig ist, dass nach den Ereignissen von Japan hierzulande die Debatte über die Sicherheit von AKWs verschärft in Gang gekommen ist. Das zweite Prinzip zwingt konsequente Humanistinnen und Humanisten dazu, zuzugestehen, dass Super-GAUs (Tschernobyl) und GAUs (Three-Mile-Island, Fukushima bisher schon) real möglich sind und nach Murphy’s Gesetz auch irgendwann wirklich auftreten müssen – so dass sich ein Weiterbetreiben von AKWs nur rechtfertigen lässt, wenn es entweder ganz unvermeidlich ist oder aber durch sehr hohe Ziele und Werte gerechtfertigt werden könnte, die schwerer wiegen als das durch derartige Katastrophen ausgelöste Leiden. Das dritte Prinzip fordert ein, im Zweifel für einen vorsichtigen und ‘fehlerfreundlichen’ Kurs im Umgang mit der Biosphäre der Erde einzutreten, d.h. eben auch Risikotechnologien zu vermeiden, welche diese langfristig und dauerhaft schädigen können.
Nach Fukushima ergibt sich daraus m. E., dass „Atomkraft Nein Danke!“ für alle Humanistinnen und Humanisten die naheliegende Haltung ist. Alle diejenigen, die davon abweichen und für die Fortsetzung des AKW-Betriebs über den für den Umstieg technisch erforderlichen Zeitraum hinaus eintreten wollen, müssten sehr starke Gründe dafür finden, wie ich sie gegenwärtig nicht zu sehen oder mir auch nur vorzustellen vermag.