Katholischer Fundamentalismus kann keinen Frieden stiften

HVD nach Botschaft von Benedikt XVI. zum katholischen Weltfriedenstag: Krisen dürfen nicht auf Kosten von Frauen und Minderheiten bewältigt.

„Die Botschaft von Benedikt XVI. zum katholischen Weltfriedenstag macht deutlich, dass Allianzen zwischen allen denjenigen, die für eine offene und undogmatische Vernunft eintreten, immer noch unverzichtbar bleiben“, hat heute Frieder Otto Wolf, Präsident des Humanistischen Verbandes Deutschlands, in Berlin erklärt. Er appellierte an konfessionsfreie wie konfessionell gebundene Menschen, die Rechte von Frauen und Minderheiten im Zuge der Bewältigung tiefgreifender Krisen nicht beiseite drängen zu lassen.

In der am vergangenen Freitag veröffentlichten Botschaft für den Jahresbeginn spricht sich der Papst gegen das verfassungsmäßige Grundrecht auf einen Schwangerschaftsabbruch und gegen die rechtliche Gleichbehandlung aller vorhandenen Formen von Ehe und Familie aus. Er versucht zudem, das Recht auf ein selbstbestimmtes und würdiges Lebensende zu diskreditieren und bezeichnet die Sicherung dieses Rechts todkranker Menschen als eine Bedrohung für das Grundrecht auf Leben.

Frieder Otto Wolf warnte deshalb erneut davor, dass im Zuge der unbedingt notwendigen Überwindung von gegenwärtigen historischen Krisen die Grundrechte der Frauen in seelischen Konflikten und die Menschenrechte von Minderheiten angegriffen werden.

„Wir müssen uns alle daran erinnern, dass in krisenhaften Situationen viele Menschen allzu oft dazu bereit gewesen sind, die ihnen als am einfachsten erscheinenden Botschaften auch um den Preis der Verletzung von grundlegenden Rechten und der Missachtung zentraler Interessen von Anderen zu akzeptieren“, sagte Wolf.

Dass der katholische Papst den Abbau von Diskriminierungen gleichgeschlechtlicher Partnerschaften durch staatliches Recht „als Beleidigung der Wahrheit des Menschen“ und „eine schwere Verletzung der Gerechtigkeit und des Friedens“ bezeichnet, sollte ihn in den Augen aller liberalen Christinnen und Christen als Vordenker für eine familienfreundliche und friedliche Gesellschaft disqualifizieren.

„Katholischer Fundamentalismus kann keinen Frieden stiften in einer Welt, die von unterschiedlichen Kulturen und Weltanschauungen geprägt bleiben wird“, stellte Wolf fest. Er rief humanistisch und undogmatisch denkende Menschen dazu auf, die in der Botschaft des bayerischen Theologen in Rom angesprochenen Themen des sozialen Zusammenhalts und des Friedens trotzdem ernst zu nehmen und nicht zu ignorieren.

„Es kommt in Zukunft entscheidend darauf an, sich weiter für die Lösungsansätze zu engagieren, mit denen die vielfältigen drängenden Probleme ohne einen Rückfall in solche religiös begründeten Fundamentalismen auf nachhaltige Weise gelöst werden können und die für gläubige und nichtreligiöse Menschen gleichermaßen überzeugend wirken.“

Weiterführende Informationen:
Botschaft von Benedikt XVI. zur Feier des katholischen Weltfriedenstages

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