Suizidbeihilfe: Humanistischer Verband legt eigene Positionen vor

„Am Ende des Weges“ – Neue Veröffentlichung plädiert für Schaffung einer qualifizierten und ergebnisoffenen Suizidkonfliktberatung und eine bessere Regelung des assistierten Suizids.

Darf man Menschen dabei helfen, das eigene Leben zu beenden? Ja, sagen drei Autoren des Humanistischen Verbandes – allerdings unter Vorbehalt. Eine qualifizierte Suizidkonfliktberatung soll Alternativen klären und Selbsttötungen vorbeugen.

Vor dem Hintergrund einer anstehenden Bundestagsdebatte über ein Verbot der Suizidbeihilfe haben Vertreter des Humanistischen Verbandes Deutschlands eigene Positionen zur Suizidbeihilfe formuliert. Während sich in den Fraktionen der Regierungsparteien CDU/CSU und SPD eine Mehrheit für ein strenges Verbot jeglicher Beihilfe zum Suizid auszusprechen scheint, plädieren die profilierten Autoren der soeben erschienenen Broschüre „Am Ende des Weges“ für eine Enttabuisierung der Suizidbeihilfe.

„Die Autonomie des Menschen ist ein hohes Gut“, sagt Michael Bauer, Vorstand des Humanistischen Verbandes Bayern, der zusammen mit der Psychologin Gita Neumann und Erwin Kress, Sprecher des Verbandes zum Thema Autonomie am Lebensende, die Broschüre verfasst hat.

„Wenn ein Mensch den selbstgefassten, begründeten und gefestigten Wunsch nach Beihilfe zum Suizid äußert und man es mit dem eigenen Gewissen vereinbaren kann, sollte man diese Unterstützung nicht verweigern.“ In der Regel handle es sich um Menschen mit schweren Erkrankungen und großen Schmerzen. Um Sterbewilligen Alternativen aufzuzeigen, sollte ihnen eine geregelte und qualifizierte Suizidkonfliktberatung angeboten werden.

Die Autoren im Humanistischen Verband verstehen die Broschüre als Grundlage für eine hoffentlich möglichst breite gesellschaftliche Diskussion. Sie schlagen dabei vor, dass geschulte Fachkräfte aus Psychologie, Sozialarbeit, Seelsorge und anderen Bereichen künftig ergebnisoffen mit Menschen über ihre Suizidabsichten sprechen sollten. Denn: „Es ist davon auszugehen, dass bei guter ergebnisoffener Beratung Menschen mit Suizidgedanken oder -wünschen mehrheitlich von ihrem Vorhaben abrücken.“ Eine solche Beratung gilt es zu schaffen.

Von einer solchen Enttabuisierung wird die dringend notwendige Ausweitung der palliativen und hospizlichen Versorgung im Übrigen nicht berührt. „Sie steht nicht im Widerspruch zur Suizidassistenz und ist auch kein Ersatz für sie“, unterstreicht Gita Neumann.

Über die Autoren

Gita Neumann, Referentin Lebenshilfe und Leiterin der Bundeszentralstelle Patientenverfügung; Erwin Kress, Vizepräsident des Bundesverbandes und Sprecher zu Patientenautonomie am Lebensende; Michael Bauer, Vorstand des Humanistischen Verbandes Bayern und zertifizierter Berater für Ethik in der Medizin.

Für Rückfragen stehen Ihnen die Autoren gerne zur Verfügung. E-Mail: info@humanismus.de oder Telefon: 030 613 904 61.

Zum Thema ist auch erschienen

Gita Neumann (Hrsg.): Suizidhilfe als Herausforderung – Arztethos und Strafbarkeitsmythos.

Der Sammelband enthält ärztliche, ethische und psychologische Positionen aus Sicht der Praxis sowie persönliche Aussagen Betroffener zum umstrittenen Thema der Suizidhilfe verbunden mit juristischen Klarstellungen und humanistischen Lösungsansätzen.

Schriftenreihe der Humanistischen Akademie Berlin, Band 5. Alibri Verlag, Aschaffenburg 2012, 243 Seiten, Abbildungen, kartoniert, 20 Euro, ISBN 978-3-86569-084-5

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