„Die neue Professur für alevitische Theologie an der Universität Hamburg ist ein bedeutender Erfolg im Sinne der offenen Gesellschaft. Mit ihrer Einrichtung wird erneut auf herausragende Weise deutlich, dass Alevitinnen und Aleviten ebenso zu unserer Gesellschaft gehören wie Bürgerinnen und Bürger mit christlichem, jüdischem oder muslimischem Bekenntnis.“ Das sagte Frieder Otto Wolf, Präsident des Humanistischen Verbandes Deutschlands, heute in Berlin zur feierlichen Eröffnung der Professur für Alevitentum, die am Freitagnachmittag an der Akademie der Weltreligionen der Universität Hamburg stattfindet.
Die neu geschaffene Lehr- und Forschungsstelle für alevitische Glaubenslehre ist die erste ihrer Art weltweit. Die Universität Hamburg bietet damit einen Raum für die Erforschung und Vermittlung der alevitischen Lehre und bettet diese in die interreligiöse Arbeit der Akademie der Weltreligionen ein. Inhaberin der Professur ist die Ethnologin Handan Aksünger, die zuvor u.a. beim Integrationsbeauftragten der Landesregierung im Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen sowie als Lehrbeauftragte der Universität Innsbruck und Pädagogischen Hochschule (PH) Weingarten tätig war. Bereits im Mai 2014 war ein erster Erweiterungsstudiengang zur universitären Ausbildung von Lehrkräften für den Alevitischen Religionsunterricht (ARU) an der PH Weingarten eröffnet worden.
Die neue Juniorprofessur „bietet die Chance, die über Jahrhunderte oft nur mündlich überlieferte alevitische Lehre zusammenzutragen und wissenschaftlich zu erforschen. Gleichzeitig erhält die alevitische Gemeinschaft durch diesen Lehrstuhl einen eigenen festen Platz im Mosaik unserer vielfältigen Gesellschaft“, erklärte die stellvertretende Generalsekretärin der Alevitischen Gemeinde Deutschland, Melek Yildiz, zur Eröffnung.
Frieder Otto Wolf sagte weiter, dass er Jun.-Prof. Dr. Handan Aksünger sowie der Alevitischen Gemeinde Deutschland zu „diesem historischem Erfolg“ gratuliert. „Wir schätzen das Wirken der Alevitinnen und Aleviten in Deutschland sehr, die sich in der Arbeit in ihren Gemeinden und Gliederungen wie auch vielfältigen weiteren Projekten für humanistische Werte und eine offene, demokratische Gesellschaft engagieren. Ich beglückwünsche sie daher herzlich zu dieser Errungenschaft, mit der auch eine bedeutende öffentliche Anerkennung verbunden ist“, so Wolf.
In Deutschland leben bis zu 800.000 Aleviten. In der Türkei bilden die Angehörigen der alevitischen Glaubensgemeinschaft mit rund 15 Prozent Bevölkerungsanteil die größte religiöse Minderheit. Dort werden sie seit Jahrhunderten unterdrückt, wurden wiederholt Opfer gewaltsamer Verfolgungen und sind bis heute nicht offiziell als Glaubensgemeinschaft anerkannt.