Humanistische Botschaft zum Abschluss der Zeit der Lichtfeste

Frieder Otto Wolf ruft dazu auf, Fragen nach den wirklich wichtigen Dingen bewusst aufzugreifen und echte Besinnung anstelle vager Besinnlichkeit zu setzen.

Wenn die Tage wieder zunehmend länger vom Licht der Sonne erhellt werden, erinnert das neue Jahr daran, dass auch Menschen immer wieder neu anfangen können. Das sagte der Präsident des Humanistischen Verbandes Deutschlands, Frieder Otto Wolf, in der Botschaft zum Abschluss der Zeit der Lichtfeste am Dienstagabend.

Wolf plädierte dafür, dass Humanistinnen und Humanisten die Tage bewusst nutzen, um sich ihrer Perspektiven zu versichern. Das mache es möglich, dass eine „allzu vage, unverbindliche Besinnlichkeit“ zu einer echten Besinnung werden kann und Fragen danach Raum finden, was erforderlich ist, um die Welt morgen oder einem Jahr wirklich in einem neuen Licht sehen zu können. Und: „Jeder Beginn eines neuen Jahr vergegenwärtigt uns, dass es letztlich in unserer eigenen Hand liegt, in unser Leben Impulse der Erneuerung einzubringen oder auch hineinzulassen.“

Um hier den Antworten und neuen Perspektiven näherzukommen, könnten auch Humanistinnen und Humanisten fragen: Was ist mir heilig? Was ist uns heilig? „Oder mit welchem anderen Wort könnten wir erklären, was uns wirklich etwas bedeutet, was uns wirklich wichtig ist, was uns nicht bloß ein Mittel zu anders bestimmten Zwecken bietet?“, so Frieder Otto Wolf. „Womit kann jemand zum Ausdruck bringen, was ihm besonders wichtig ist: heute, morgen und auch in einem Jahr?“

Als Individuen und auch zusammen könnten und sollten Humanistinnen und Humanisten sich solche Fragen stellen, um Widersprüche und Konflikte überwinden und tragfähige Lösungen finden zu können. Denn es gebe heute zunehmend Anzeichen dafür, dass nichts und niemand heilig sei: „Nichts ist mehr wirklich bedeutend, immer weniger scheinen auch wichtige Dinge wirklich wichtig zu sein.“

Das zeige sich an der großen Zahl der erfrorenen Obdachlosen, also daran, dass „immer mehr Menschen in großer Not, an den Rändern unserer Straßen und in den Winkeln unserer Städte sterben, unbeachtet und ohne jemanden, der um sie trauert.“ Und es zeige sich auch weit vor den Grenzen unserer Städte, vor den Grenzen Europas, wo Tausende Flüchtlinge ihr Leben „bei dem Versuch verlieren, ein gutes Leben zu finden.“ Frieder Otto Wolf: „Eine reale Chance auf ein gutes Leben in der Heimat: sollte zumindest das denn nicht heilig sein?“

Es zeige aber auch daran, dass Menschen ohne einen religiösen Glauben in fast allen Ländern der Welt und auch in Deutschland immer noch benachteiligt werden: auf dem Arbeitsmarkt, in den Kulturinstitutionen und im Bildungswesen oder in der politischen und öffentlichen Vertretung. „Sicherlich, hierzulande sind Menschen wie wir nicht mehr von Gewalt und Tod bedroht – wie die vielen Menschen ohne den jeweiligen ‚rechten Glauben‘ in anderen Regionen der Welt. Doch warum wiegen, dort wie hier, die Menschenrechte von Menschen ohne Religion so viel weniger?“

Soweit es Humanistinnen und Humanisten gelänge, anhand solcher Beispiele zu durchdenken, was ihnen als Individuen und zusammen wirklich wichtig ist, könnten „wir auch mit einigen guten Antworten und Perspektiven in dieses neue Jahr gehen.“

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