„Die reproduktive Gesundheit ist ein zentrales Frauenrecht“

Effektive Schwangerschafts-verhütung darf kein Spielball für Partikularinteressen sein.

„Das unbegründete Festhalten an einer Rezeptpflicht für die ‚Pille danach‘ erhöht das Risiko ungewollter Schwangerschaften und beschneidet die Rechte von Frauen auf inakzeptable Weise“, erklärte Ines Scheibe aus dem Präsidium des Humanistischen Verbandes Deutschlands am Freitag. „Es gibt keinen Grund, dass eine rezeptfreie Ausgabe weiter blockiert wird.“

Hintergrund ist das Scheitern eines Antrages der Gesundheitsbehörde in Bremen, mit dem eine rezeptfreie Ausgabe der sogenannten „Pille danach“ erreicht werden sollte. Der Bundesverband der Frauenärzte und die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe hatten sich dagegen ausgesprochen. Die rezeptfreie Ausgabe ist in bereits 28 europäischen Staaten erlaubt. Experten des Bundesamts für Arzneimittel und Medizinprodukte hatten schon 2004 eine Empfehlung zur rezeptfreien Ausgabe abgegeben. Sie wird auch von der Weltgesundheitsorganisation WHO für unbedenklich gehalten.

„Die reproduktive Gesundheit ist ein zentrales Frauenrecht für Humanistinnen und Humanisten“, betonte Ines Scheibe. Die mit diesem Recht verbundenen Fragen dürfen kein Spielball für Partikularinteressen sein, weder finanzieller, struktureller oder konfessioneller Natur.

„Selbstverständlich ist auch eine kompetente Beratung von Frauen aus allen Altersgruppen beim Umgang mit Empfängnisverhütung und Schwangerschaft ein wichtiges Angebot, zu dem Gynäkologinnen und Gynäkologen beitragen können. Die ärztliche Beratungs- und Rezeptpflicht für die Ausgabe der Pille danach, wie sie nun weiter bestehen soll, schränkt aber die Selbstbestimmung von Frauen ohne überzeugende Gründe ein und erhöht das Risiko ungewollter Schwangerschaften.“

Diese Pille auf Levonorgestrelbasis (LNG) zur Notfallverhütung verzögert einen möglichen Eisprung oder blockiert ihn und damit die Entstehung einer Schwangerschaft nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr oder Versagen von anderen Verhütungsmitteln. Scheibe: „Je früher sie angewendet wird, desto wirksamer ist sie. Die weiter bestehende Rezeptpflicht stellt eine unnötige Hürde im Zugang dar, die ethisch nicht zu rechtfertigen ist.“

Ines Scheibe verwies schließlich auch darauf, dass die Debatte um diese und verwandte Themen in Deutschland vielfach immer noch von Männern bestimmt wird. „Das sollte von Menschen mit einem säkularen, humanistischen Standpunkt nicht mehr so einfach hingenommen werden. Gewiss können auch Männer Fachkompetenz einbringen und sich für Frauengesundheit engagieren. Aber dass weiter ganz überwiegend von Männern besetzte Gremien in derartig zentralen Bereichen die verbindlichen Entscheidungen treffen, ist ein archaisches Relikt, deren Konsequenzen zu oft noch zu Lasten individueller und kollektiver Rechte der Frauen gehen.“

 

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